Das ehemalige Kinderheim A.S.Makarenko in Berlin-Johannisthal


60 Jahre nach der Eröffnung: Eine neue Zukunft für das ehemalige Kinderheim „A. S. Makarenko"

Auf einem Areal am Rande der Königsheide wurde in den Jahren 1952 bis 1953 an der Südostallee das nach dem sowjetrussischen Pädagogen und Schriftsteller Anton Semjonowitsch Makarenko benannte Kinderheim „A. S. Makarenko" errichtet. Die Eröffnung der Einrichtung durch den stellvertretenden Oberbürgermeister Herbert Fechner (SED) jährt sich am 30. November 2013 zum 60. Male. Die ersten Kinder kamen damals aus dem Heimen Siethen (bei Ludwigsfelde) und Heiligenstadt (Eichsfeld). Ende 1953 waren bereits 134 Kinder untergebracht.


Vielen Dank an den Verein Königsheider Eichhörnchen e.V. für die alten Fotoaufnahmen. Mehr Informationen über das ehemalige Kinderheim auf : www.königsheider-eichhörnchen-ev.de


Die untergebrachten Kinder waren nicht nur welche, die aus Waisenverhältnisse (so etwa noch aus Kriegsfolgen heraus) oder schwierigen elterlichen Verhältnissen stammten, auch waren vielfach darunter solche, die ihren Eltern aus politischen Gründen entzogen wurden, weil man ihnen die „Erziehung zum sozialistischen Staatsbürger" in Abrede stellte, so z.B. bei Fluchtversuchen. Für die Heiminsassen waren, wenn vorhanden, Kontakte zu den Eltern streng verboten. Auch nach der Entlassung gab es keine Akteneinsicht in die Daten der Eltern, um einen Kontakt aufbauen zu können. Hier im Heim sollten sogenannte „gesellschaftliche Fehlentwicklungen" korrigiert werden. Politdrill, Stubenappelle und Stubenarrest gehörten oftmals dazu. Auch einzelne Kindesmisshandlungen sind bezeugt, so dass der Bundestag 2011 in einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen (außer Die Linke) Entschädigungszahlungen an Betroffene in den verschiedenen Kinderheimen beschloss.


Bis zur Wiedervereinigung Deutschlands fanden bis zu 600 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren im größten Kinderheim der DDR ein Zuhause. Insgesamt 6000 Kinder durchlebten die Einrichtung. Nach der Wende wurde das Kinderheim aufgelöst, das Grundstück Südostallee 132 durch Einrichtungen des Bezirksamts Treptow-Köpenick sowie Teilflächen im nordöstlichen Bereich des Grundstücks Südostallee 134 zwischengenutzt. Dazu gehörte auch noch bis in die 90er Jahre hinein eine Schule. Der überwiegende Teil der Flächen des ehemaligen Kinderheims lag nach dessen Schließung aber brach. Bei der Bezirksfusion 2001 wurde zwischenzeitlich erwogen hier einen großen Verwaltungsstandort des Bezirks Treptow-Köpenick einzurichten, aber dann auch wieder verworfen, weil es mehr als genügend Immobilien gab, diesen man hätte erst für diese Zwecke umbauen müssen. 2008 wurde über den Berliner Liegenschaftsfonds der Großteil der Anlage verkauft. Seitdem war endgültig nur noch Leerstand zu verzeichnen und die Anlage in einen „Wartezustand" versetzt. Die Gebäude unterlagen stetigem Verfall und die Freiflächen der Verwahrlosung. Der übrige Teil der Anlage (Haus V und Umgebung) stand schließlich Anfang 2013 im Rahmen eines Bieterverfahrens über den Liegenschaftsfonds des Landes Berlins ebenfalls zum Verkauf. Hier war zuletzt noch das Gesundheits-und Veterinäramt des Bezirkes ansässig.

Das Bezirksamt Treptow-Köpenick hat nun am 26. März 2013 die Aufstellung des Bebauungsplans 9-61 VE für die Grundstücke Südostallee 132 und 134 im Ortsteil Johannisthal beschlossen. Mit diesem Bebauungsplan können die Voraussetzungen für die Nutzung der bestehenden denkmalgeschützten Gebäude als Wohnraum geschaffen werden.


Mehr Bilder können Sie auf : www.rettet-die-koenigsheide.de sehen.


Zudem soll partiell Wohnungsbau im östlichen Bereich des Geländes ermöglicht werden. Rainer Hölmer (SPD), Bezirksstadtrat für Bauen, Stadtentwicklung und Umwelt im Bezirksamt Treptow-Köpenick begrüßt das Vorhaben: „Die letzten Ortsbegehungen haben verdeutlicht, dass durch den Leerstand ein schleichender Verfallsprozess eingesetzt hat. Umso wichtiger war es, für den Erhalt der Denkmalanlage eine entsprechende Nutzung zu finden."
Ein privater Investor hatte die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans beantragt. Der Aufstellungsbeschluss des Bezirksamtes ist Grundlage für die Erstellung eines Bebauungsplans. In einem späteren Verfahrensschritt werden auch die Bürger die Möglichkeit haben, sich an der Planung zu beteiligen. Zur Aufstellung des Bebauungsplans 9-61 VE ist zudem eine Änderung des Flächennutzungsplans Berlin erforderlich. Derzeit weist dieser die Fläche als „Gemeinbedarfsfläche mit hohem Grünanteil" aus. Die zuständige Senatsverwaltung signalisierte bereits, dass ein Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans eingeleitet wird.
Der Investor, der nicht genannt werden möchte, hat schon auf dem Areal der früheren Kodak-Fabrik an der Friedrichshagener Straße in Köpenick denkmalgeschützte Fabrikgebäude in Wohnungen umgebaut. So soll auch hier keines der historischen Gebäude im Stile des stalinistischen Neoklassizismus abgerissen werden, lediglich für Wohnungsbedürfnisse umgebaut werden. Auf der Ostseite des Grundstückes sind ergänzend einige Neubauten geplant. Vermutlich wird sich der Baubeginn bis 2015 hinziehen, bis alle Verfahrenswege zur Abstimmung mit dem Denkmalschutz und zur Baugenehmigung vollzogen sind. Bis 2016 sollen dann im ehemaligen Makarenko 250 neue Wohnungen entstehen.


(Der Text wurde vom Herausgeber der Zeitung " Der Dörferblick" von Joachim Schmidt, die Schwarz weiss sowie älteren Fotos wurden von Sabrina Knüppel Vorstandsvorsitzende der Königsheider Eichhörnchen e.V.zur Verfügung gestellt. Vielen Dank. )

Bilder vom Kinderheim (Früher und Heute)