Es war im September 2021, am 27. des Monats, als der Erinnerungsort in einem interreligiösen Festakt vom evangelischen Bischof Christian Stäblein, dem katholischen Bischof Heiner Koch, Rabbiner Andreas Nachama sowie unserem Bezirksbürgermeister und vielen Würdenträgern aus Politik und Religion eingeweiht wurde. Hier werden seitdem 1370 Naziopfer angemessen geehrt. Vom Initiator Klaus Leutner wurden viele Kontakte zu Angehörigen der größten ausländischen Bevölkerungsgruppe aufgenommen. Über 400 Polen sind hier begraben. Schnell ergaben sich über den Gräbern dieser Menschen freundschaftliche Verbindungen zwischen den Nachkommen dieser lange ungesehenen Opfer und uns, den Nachfahren der Täter.
Auch Zgierz, 12 km nördlich von Lodz, hat bei uns begrabene Opfer. Am Tag nach der Einweihung des Erinnerungsortes auf dem Altglienicker Friedhof unterschrieben der Bürgerverein Altglienicke und der Towarzystwo Przyjaciol Zgierza (TPZ -Zgierzer Bürgerverein) einen Partnerschaftsvertrag, welcher die Altglienicker im August 2022 erstmals nach Zgierz führte. Ein Treffen mit unseren neuen Freunden, ein Stadtrundgang und ein Empfang beim Bürgermeister (in Polen Prezydent) von Zgierz, Przemyslaw Staniszewski , waren nur einige Programmpunkte von vielen.
Fast genau ein Jahr nach der Einweihung, am 22. September 2022, war der Erinnerungsort Schauplatz einer denkwürdigen Kunstaktion – ganz im Geiste des Humanismus und Gedenkens! Ewa Maria Slaska und Anna Krenz, seit 30 Jahren in Deutschland lebende Aktivistinnen/Künstlerinnen/Polinnen, beendeten eine 4-teilige Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Fehlende Hälfte der Geschichte“, welche das Leben der jungen und überaus mutigen Irena Bobowska nachzeichnete, welche als Rollstuhlfahrerin in Poznan nach dem Überfall der Nazis eine Untergrundzeitung mit dem Titel „Pobudka“ (Weckruf) veröffentlichte, indem sie ihren Rollstuhl als Versteck beim Verteilen nutzte. Nach einem Jahr gefasst, wurde sie am 26.09.1942 in Plötzensee ermordet.
Diese mutige junge Frau absolvierte die Dabrowka Schule in Poznan, die 1830! gegründet, noch heute eine der besten Schulen in Poznan darstellt. Eine Gruppe des Vereines der Absolventen der Dabrowka Schule, welche die Erinnerung an Irena Bobowska bewahrt sowie die lange Schulgeschichte erforscht und am Leben erhält, war zugegen. Eine Einladung nach Poznan war die Folge.
Im August und im September hatte ich nicht nur das Interesse, sondern auch das große Glück, unsere neuen Freunde nicht nur in Zgierz, sondern auch die Dabrowka Schule in Poznan besuchen zu können. Zgierz als Heimatgeschichtler des Bürgervereins Altglienicke, Poznan als Mitglied im Verein „Dialog der Kulturen“, das ehemalige Schüleraustauschprojektes mit Israel, welches das Anne-Frank-Gymnasium bis 2001 unterhielt, waren mein Ziel. Zgierz und Umgebung ausgiebig zu erkunden, wurde mir durch die angenehme Begleitung einer Zgierzer Deutsch-Lehrerin, besonders zum Erlebnis. Kasia, ihre freie Zeit (Ferienzeit) opfernd, um mich durch Zgierz, Lodz und die umgebenden Städte zu begleiten. Sogar der Bürgermeister von Zgierz, Przemyslaw Staniszewski, nahm sich die Zeit, trotz übervollem Terminkalenders, mich zu empfangen. Der gesellige Abend, der mit den Mitgliedern des TPZ folgte, bleibt unvergessen ! Kasia, Marcin, Adam, danke!
Der Besuch der Dabrowka Schule – unglaublich. Der Direktor Pawel Koslowski empfing uns 7 Mitglieder des „DdK“ mit einer Herzlichkeit, die uns allen immer in Erinnerung bleiben wird. Das Programm, dass Direktor/Lehrerinnen/Schüler für uns vorbereitet haben, beeindruckte uns nicht nur, es berührte uns zutiefst! Wir bekamen die Möglichkeit, mit einer 2. Klasse (die 10. an diesem Lyceum) ein Gespräch zu allen Fragen, welche uns bewegten, zu führen.
Danach ein Gedankenaustausch mit den Deutsch-Englisch-Lehrern und dem Direktor bei Kaffee und Kuchen. Im Anschluss war eine Führung mit dem Leiter des Museums, der Gedenkstätte „Fort 7“ , dem ersten Nazi-Konzentrationslager in Polen, angelegt im Oktober 1939!, organisiert. Vier Schülerinnen und ein Schüler der bilingualen Dabrowka Schule übersetzten uns beinahe simultan, was uns der Leiter der Gedenkstätte zu der unrühmlichen Geschichte dieses Ortes für uns Deutsche ausführte.
Diese jungen Menschen zu erleben, die Schüler, die uns diese unglaublichen Brutalitäten unserer Vorfahren, ins schönste Deutsch übersetzen zu sehen, kaum Worte, die eigenen Gefühle auszudrücken.
Völkerfreundschaft – was für ein großes Wort
So einfach zu praktizieren – versuchen lohnt!
Danke Herr Direktor Kozlowski, danke Anita, danke Nadja!
(Fotos und Text von Ronald Seiffert Bürgerverein Altglienicke (DdK)
Am 28. September 2021 schlossen die beiden Bürgervereine Gesellschaft der Freunde von Zgierz (Towarzystwo Przyjaciół Zgierza, TPZ) und Bürgerverein Altglienicke e.V., vertreten durch ihre Vorsitzenden Adam Zamojski und Joachim Schmidt, im Bürgerhaus Altglienicke einen deutsch-polnischen Partnerschaftsvertrag, um künftig engere Beziehungen zu pflegen. Vorangegangen war auf Initiative von Klaus Leutner am Vortag die Einweihung eines Gedenkortes auf dem Städtischen Friedhof Altglienicke für 1.360 dort bestattete Opfer nationalsozialistischer Gewalt, darunter mehrere Zgierzer, mit einer Delegation aus der polnischen Stadt. Nun gab es vom Bürgerverein Altglienicke vom 13. bis 16. August 2022 auf Einladung der TPZ einen ersten Gegenbesuch.
Vorweg: Zgierz ist eine zentralpolnische Kreisstadt in der Woiwodschaft Łódz mit etwa 58.000 Einwohnern, die erstmals 1231 urkundlich erwähnt wurde. Lange Zeit war sie die führende Stadt in der Region und geprägt durch das Weberhandwerk. Auch viele Deutsche, vor allem aus Schlesien, ließen sich dort im 18. und 19. Jahrhundert nieder. Erst mit der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wuchs das benachbarte Dorf Łódz mit seiner Textilindustrie zur heute drittgrößten Stadt Polens mit 695.000 Einwohnern und überrundete Zgierz als regionales Zentrum.
Nach fünfstündiger Autofahrt kam dann auch die Delegation unseres Bürgervereins dort an. Untergebracht waren wir im kleinen Hotel Folkier in der sogenannten Neustadt, die um 1821 von der Regierung des russisch verwalteten Kongresspolens für eingewanderte schlesische Weber errichtet wurde, bestehend aus einstöckigen Holzhäusern im Stil des Klassizismus. Einige der verbliebenen Häuser wurden in den letzten Jahren saniert. In einem war unser Quartier. Uns erwartete ein umfassendes Programm unserer Gastgeber, um Zgierz von möglichst vielen Seiten kennenzulernen. Zunächst begrüßte uns der evangelische Pfarrer von Zgierz, Dr. Marcin Undas, der uns auf der gesamten Reise als Dolmetscher begleitete. Als erstes stand am Sonnabend eine Kranzniederlegung am Denkmal für die 100 Erschossenen vom 20. März 1942 an. Als Vergeltung für die Ermordung von zwei deutschen Polizisten, die als besonders brutal bekannt waren, ließ vor 80 Jahren hier die Gestapo während des Zweiten Weltkriegs 100 Einwohner von Zgierz öffentlich erschießen. Im Anschluss waren wir bei einer Zgierzer Familie zu Besuch und kamen zudem noch zu einem ersten Abendessen mit TPZ-Vorstandsmitgliedern zusammen.
Am Sonntagmorgen besuchten wir zu einem Gottesdienst die Evangelisch-Augsburgische Kirchengemeinde Zgierz. Im zu 87 Prozent katholischen Polen (10 Prozent konfessionslos) sind die evangelischen Kirchengemeinden von ihrer Mitgliederschaft historisch stark geprägt von Menschen, die deutsche Vorfahren haben. Der Gottesdienst, zu dem wir gleich herzlich begrüßt wurden, hatte dann auch polnische und deutsche Elemente. Joachim Schmidt bekam als Vorsitzender des Altglienicker Bürgervereins die Aufgabe, in der Kirche die liturgischen Bibeltexte in Deutsch zu lesen. Danach folgte bei Kaffee und Kuchen eine Gesprächsrunde mit Mitgliedern der Kirchengemeinde. Ferner war anhand Ausstellungstafeln einiges über die Geschichte der Gemeinde zu erfahren, die namhafte Theologen hatte, so war dort Pfarrer der spätere Superintendent Ernst Wilhelm Bursche (1831–1904). Seine Söhne waren Julius Bursche (1862–1942), von 1937 an oberster Landesbischof von Polen, der in Nazi-Haft in Berlin Moabit starb, und Edmund Bursche (1881–1940), der als Theologe im Konzentrationslager zu Tode kam. Pfarrer war ebenso Alexander Falzmann (1887–1942), der von den Nazis im KZ Dachau ermordet wurde. Der Vorwurf von den Nazis lautete bei allen Theologen vor allem, als Deutschstämmige mit dem „Feind” zu kollaborieren, weil sie die angestammte Mehrheitsbevölkerung in Schutz nahmen. Die große alte evangelische Kirche wurde 1939 durch Bomben der deutschen Wehrmacht zerstört. Daher entstand in der Nähe am evangelischen Friedhof ein Neubau. Diesen Friedhof besuchten wir geführt von Pfarrer Undas im Anschluss. Er verfügte über viele Grabmäler, die 100 und mehr Jahre alt sind, viele mit deutschen Namen, auch von ortsprägenden Industriellen, aus neuer Zeit fallen polonisierte Namen wie Szmidt oder Sznajder auf. Nach dem Mittag besuchten wir das Heimatmuseum von Zgierz mit einem umfassenden Überblick über die Stadtgeschichte, darin auch ein Modell, wie die Stadt vor 150 Jahren aussah. Einige Räume zeigten das bürgerliche Leben des 19. Jahrhunderts. (https://muzeum.zgierz.pl/) Unser Vorsitzender der AG Heimatgeschichte Ronald Seiffert präsentierte eine umfangreiche Sammlung von Postkarten und Bildern, die er binnen eines Jahres von Zgierz über Ebay u. ä. im Internet erwerben konnte, darunter auch einige, die dort (noch) nicht in der Sammlung existieren.
Zu 18 Uhr ging es in die Heilige Messe der römisch-katholischen Kirche St. Katharina von Alexandria. In dieser ist im Eingangsbereich auch eine Urne mit Erde aus der Grabanlage in Berlin-Altglienicke, in der Zgierzer Nazi-Opfer ruhen. Hier wurde vom Bürgerverein ein weiterer Kranz niedergelegt. Im Anschluss führte uns der katholische Priester durch die Kirche und wir bekamen die seltene Möglichkeit, den Kirchturm zu besteigen und einen Blick über die Stadt zu genießen. Der Abend klang aus mit einem gemeinsamen Abendessen der beiden Bürgervereine.
Der Montag war mit Mariä Himmelfahrt nicht nur ein katholischer, sondern ein polnischer Staatsfeiertag. Um 10 Uhr stand eine Zusammenkunft auf dem katholischen Friedhof an, wo neben uns viele kirchliche und politische Vertreter der Stadt zusammenkamen, die uns als deutsche Delegation begrüßten. Zum einen wurde mit Klängen der polnischen Hymne dem 102. Jahrestag der Schlacht von Warschau und des Sieges über die Rote Armee im Polnisch-Sowjetischen Krieg 1920 gedacht, der in der endgültigen Unabhängigkeit Polens mündete, zudem gab es ein Gedenken an die in Berlin-Plötzensee hingerichtete und in Altglienicke bestattete Zgierzer NS-Zwangsarbeiterin Bronisława Czubakowska. Erneut legten wir Kränze nieder. Gegen Mittag folgte ein Treffen in einem Café in einem der Holzhäuser vor unserem Hotel mit dem Zgierzer Stadtpräsidenten (Bürgermeister) Przemysław Staniszewski sowie Vertretern des TPZ-Vorstands. Das kommunale Café wird als Inklusionsprojekt von behinderten Menschen betrieben. Hier tauschten wir uns über unsere weitere Zusammenarbeit aus. Danach stand die Abfahrt zum jüdischen Friedhof in Łódz an. Obwohl Juden sich erst ab 1848 in Łódz ansiedeln durften und der Friedhof nach einem kurzen Vorgänger erst 1892 angelegt wurde, ist er mit 180.000 Grabstätten der größte erhaltene Europas. Ein ehemaliger Rabbiner führte uns durch die Geschichte dieser sehr beeindruckenden Anlage.
Es existieren dort prachtvolle Grabanlagen namhafter Industrieller und sonstiger Geistesgrößen, so auch das tempelartige Mausoleum des Fabrikanten Izrael Pozna ski, der auch Jahre vor seinem Ableben den ganzen Friedhof der jüdischen Gemeinde von Łódz stiftete, es gibt aber auch ein riesiges Grabfeld mit Toten des damals direkt anliegenden Ghettos Litzmannstadt nationalsozialistischer Zeit. Anschließend fuhren wir zu einem Soldatenfriedhof mit deutschen und russischen Kriegsopfern aus dem Ersten Weltkrieg im Krogulec-Wald. Dieser war lange Zeit komplett verwildert und wird nach und nach wiederhergestellt. Am Dienstagmorgen gab es noch um 9 Uhr ein Treffen mit dem TPZ-Vorstand in einer Schule. Diese kombinierte Schule aus Grundschule und Gymnasium ist in freier Trägerschaft des Zgierzer Bürgervereins. Beeindruckend war, dass die Klassen nicht mehr als 15 Kinder umfassten. Den Abschluss bildete noch ein Besuch im Rathaus von Zgierz im Büro des Stadtpräsidenten Przemysław Staniszewski, wo wir über die Situation unserer Kommunen sprachen und Gastgeschenke übergaben. Danach wurde uns noch der Saal des Stadtparlaments gezeigt. Dann hieß es die gut fünfstündige Rückreise anzutreten. Es war ein tolles und umfangreiches Programm, was unsere Zgierzer Freunde auf die Beine stellten. Im nächsten Jahr wollen dann wir wieder Gastgeber in Altglienicke sein. Darüber hinaus wurde der Wunsch herangetragen, die Kontakte über den Bürgerverein hinaus zu intensivieren, so etwa bestand Interesse der evangelischen Kirchengemeinde Zgierz die Gemeinde in Altglienicke kennenzulernen, der besuchten Schule an gemeinsamen Projekten mit einer Bildungsreinrichtung bei uns. So entstehen allerlei weitere Beiträge damit im gemeinsamen Europa Deutsche und Polen als Nachbarn weiter zusammenrücken. Ein besonderer Dank gilt unseren Bürgervereins-Mitgliedern Klaus und Alina Leutner, die uns auch begleiteten, welche vergangenes Jahr den Kontakt nach Zgierz herstellten. Alina Leutner unterstützte als gebürtige Polin dabei auch oft als Dolmetscherin.
(Joachim Schmidt) Bürgerverein Altglienicke e.V
Am 8. Oktober 2021 war es dann soweit. Der Bürgerverein Altglienicke konnte seinen 30. Geburtstag nachfeiern. Das Gründungsdatum ist eigentlich am 30. Januar 1991, doch zu diesem Zeitpunkt war angesichts des Corona-Lockdowns an Feierlichkeiten nicht zu denken. Daher entschied man sich, die ganze Sache im Oktober nachzuholen. Nach der einmal jährlich durchzuführenden Jahreshauptversammlung ging es ab 19 Uhr im großen Saal des Bürgerhauses los. Rund 40 Besucher fanden sich ein, darunter Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) sowie die örtlichen Mitglieder des Abgeordnetenhauses, Ellen Haußdörfer (SPD), Stefan Evers (CDU) und Stefan Förster (FDP), daneben etliche Vertreter Altglienicker Institutionen. Joachim Schmidt gab als Vorsitzender einen kleinen Rückblick über die Geschichte des Vereins, dessen Gründung aus dem Runden Tisch der Wendezeit heraus er damals als noch jüngstes Mitglied erleben durfte, mittlerweile ist er fast eines der letzten noch lebenden Gründungsmitglieder. In den 1990er Jahren war man mit in Spitzenzeiten noch 150 Mitgliedern ein zahlenmäßig großer Verein, in dem mit Kampfkandidaturen um die sieben maximal möglichen Vorstandsämter gerungen wurde. Heute sei das alles bescheidener mit um die 30 Mitglieder, wo nicht mehr als fünf für den Vorstand zu finden waren. In den 30 Jahren kam man mit drei Vorsitzenden aus.
Vor Joachim Schmidt waren das, mittlerweile beide verstorben, Helmut Hauthal (1991–95) und Dr. Hellmut Rademacher (1995– 2010). Zurückgeblickt wurde auf diverse Veranstaltungen, wo ein Höhepunkt sicherlich die Durchführung der 625-Jahr-Feier-Altglienickes im Jahr 2000 war. Als feste Institution betreibe man seit 15 Jahren das Altglienicke Museum, was zunächst 2006 bis 2009 im Wasserturm an der Schirnerstraße und 2009 bis 2015 im FBZ Besenbinderstraße ansässig war, seit 2016 im Bürgerhaus an der Ortolfstraße. Um das Museum herum präsentierte man alljährlich wechselnde Ausstellungen, die unterschiedlichste Themen historisch und mit viel Bildmaterial versehen beleuchteten, seien es bestimmte Gebiete wie Ortskern, Gagfah-Siedlung, Kosmosviertel oder Kölner Viertel, die Geschichte zum Beispiel von Schulen, Sportvereinen oder Straßenbahn, Ereignisse wie der 1956 aufgeflogene CIA-Spionagetunnel oder die Friedliche Revolution 1989/90 im damaligen Ortsleben bzw. einfach Ansichten der Berliner Mauer zwischen Altglienicke und Rudow. 1998 und 2010 brachte der Bürgerverein zwei Bücher zur Geschichte Altglienickes heraus.
Auch kulturell gab es vielfältigste Veranstaltungen. Seit 2010 führe man alljährlich den Altglienicker Adventsmarkt rund um die Pfarrkirche durch. Seit letztem Jahr kamen in enger Kooperation mit dem Kiezladen WaMa OpenAir-Kultur-veranstaltungen im Kosmosviertel hinzu. Als neuestes Werk entstand in Kooperation mit BENN ein Radtourenplan für Altglienicke mit einer jeweils kurzen Beschreibung interessanter Stationen. Vor wenigen Wochen wurde eine Partnerschaft mit einem polnischen Bürgerverein in Zgierz bei Lodz abgeschlossen. Der Vorsitzende Joachim Schmidt drückte abschließend seine Hoffnung aus, dass der Bürgerverein in den kommenden Jahren weitere Mitstreiter für seine ehrenamtliche Arbeit für den Ortsteil finde. In kaum mehr als drei Jahren stehe schließlich auch das Jubiläum 650 Jahre Altglienicke an. Im Anschluss an die Festrede gab es noch zwei Grußworte, einmal von Bezirksbürgermeister Oliver Igel und zum anderen vom örtlichen evangelischen Pfarrer Wolfram Geiger. Danach wurde das Buffet eröffnet und es gab ordentlich Raum für persönliche Gespräche. Musikalisch präsentierte dabei Jonathan Scherbarth auf der Gitarre einige seiner selbstgeschriebenen Lieder. Am Ende bekamen alle Anwesenden noch einen kleinen Präsentbeutel, unter anderem mit einer Altglienicke-Tasse.
(Text und Bilder vom Bürgerverein Altglienicke e.V.)
Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie musste der Bürgerverein Altglienicke still und leise am 31. Januar 2021 seinen 30. Geburtstag feiern. Normalerweise hätte an diesem letzten Sonntag eines Monats das von ihm betriebene Altglienicke Museum geöffnet gehabt. Dazu hätte es sicherlich etwas Programm zum Miteinander feiern gegeben. Wie auch mal im Januar eine weitere Ausstellungseröffnung angedacht war. Das ist nun alles aufgrund des Lockdowns nicht möglich gewesen. Wann Museen wieder öffnen und wann Veranstaltungen stattfinden können, das war alles trotz zuletzt sinkender Infektionszahlen nicht abzusehen. In jedem Fall plant man beim Bürgerverein, das Jubiläum nachzuholen, sobald wieder derartiges zulässig ist. Hervorgegangen war der Bürgerverein aus der Arbeit des Runden Tisch Altglienicke, der sich in der Zeit der friedlichen Revolution in der DDR regelmäßig im Gemeindeheim Rosestraße traf. Mit der Wiedervereinigung war dort endgültig Schluss. Am 31. Januar 1991 erfolgte die Vereinsgründung. Erster Vorsitzender wurde damals Helmut Hauthal, der schon genauso verstorben ist wie der von 1995 bis 2010 amtierende Nachfolger Dr. Hellmut Rademacher. Seit bald 11 Jahren ist Joachim Schmidt an der Spitze des Vereins. In besten Zeiten in den 1990er Jahren zählte der Verein mal 130 Mitglieder, heute sind es hundert weniger. Ein Kind des Bürgervereins war mal die Zeitung „Der Altglienicker”, bis sich drei Jahre später die Wege nach Streitigkeiten zwischen Vorstand und Macher trennten. Diese Monatszeitung gibt es übrigens seit Anfang dieses Jahres nicht mehr. Sie ist nach drei Jahrzehnten aufgegangen in einem Bezirksmagazin. Höhepunkte der Arbeit des Bürgervereins waren zweifellos die Organisation der 625-Jahr-Feier Altglienickes im Jahr 2000, die Herausgabe zweier Bücher zur Ortsgeschichte und die Schaffung eines Altglienicke Museums. Hinzu kommen unzählige Ausstellungen und zehn Adventsmärkte. Schauen wir, wann das ausführlicher gewürdigt werden kann.
In den Jahren 1940 bis 1943 wurden auf dem Städtischen Friedhof Altglienicke an der Schönefelder Chaussee 1.360 Opfer nationalsozialistischer Gewalt ohne Nennung ihrer Namen beigesetzt. Bei diesen Toten handelt es sich überwiegend um Opfer aus verschiedenen Konzentrationslagern und Tötungsanstalten, etwa Patientenmorde im Rahmen des sogenannten „Euthanasie”-Programms. Sie wurden ohne Information ihrer Angehörigen in Krematorien eingeäschert. Die Verstorbenen gehören unterschiedlichen Nationalitäten an, wobei allein über 400 Verstorbene aus Polen stammen, darunter 18 im KZ Sachsenhausen ermordete katholische Priester. Es ist jahrelangen Recherchen von Klaus Leutner, Mitglied des Bürgerverein Altglienicke, zu verdanken, dass vieles rund um das lange unscheinbare Urnenfeld im Eingangsbereich des Friedhofs aufgeklärt werden konnte. Es gelang, fast alle Namen zu ermitteln und das eine und andere zu den Opfern zu erfahren. Unnachlässig trat er dafür ein, dass diese von den Nationalsozialisten ermordeten Menschen einen würdigeren Gedenkort bekommen, der ihre Anonymität aufhebt. Daher lobte schließlich die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Ende 2018 einen Wettbewerb zur Neugestaltung der Grabfläche aus.
Auf Empfehlung des Preisgerichts wurde dieser Auftrag der Arbeitsgemeinschaft „Erinnerungsort Altglienicke” – gebildet aus struber gruber mit outside < landschaftsarchitektur – übertragen. Namentlich sind das die Künstlerin Katharina Struber und der Architekt Klaus Gruber, die den künstlerischen Teil des Gesamtentwurfs konzipiert haben, und der für den landschaftsarchitektonischen Teil verantwortliche Thomas Leidinger. Das Besondere: Anfang des vergangenen Jahres haben sich über 1.300 Menschen an der Neugestaltung der Begräbnisstätte und des Erinnerungsortes auf dem Friedhof Altglienicke beteiligt, in dem sie mit ihrer persönlichen Handschrift den Namen und die Lebensdaten eines verstorbenen Menschen festgehalten haben. Sie trugen damit zum aktiven Erinnern und Gedenken an die mehr als 1.370 Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft bei. Das Urnensammelgrab U1/U2 erhielt eine Einfassung mit Worten in Deutsch, Englisch und Polnisch, dahinter nennt eine gläserne Wand jetzt, wer dort alles ruht. Der neu gestaltete Erinnerungsort auf dem Friedhof in Altglienicke wurde im Rahmen eines Festakts am 27. September 2021 in Gegenwart von 200 Menschen unter anderem durch Bezirksbürgermeister Oliver Igel und Staatssekretär Stefan Tidow feierlich eingeweiht.
Auch ein interreligiöser Ritus war damit verbunden, in denen als höchste Berliner Würdenträger der jüdische Rabbiner Andreas Nachama, der katholische Erzbischof Heiner Koch und der evangelische Landesbischof Christian Stäblein Segensworte sprachen. Viele Gäste aus Polen, insbesondere aus Zgierz,weilten unter den Besuchern. Beteiligt waren auch Schüler des Archenhold-Gymnasiums, die sich im Rahmen von Projekten ebenso für die Würdigung der Toten einsetzten, etwa einzelne Biographien recherchierten. Nach dem Festakt gegen Mittag gab es abends noch zusammen mit den vielen Gästen aus Polen einen Ökumenischen Gottesdienst in der Christus-König-Kirche Adlershof, der gehalten wurde von den Pfarrern Mathias Laminski (Pfarrei St. Josef, Köpenick), Leszek Bartuzi (ChristusKönig Adlershof), Wolfram Geiger (Evang. Kirchengemeinde Altglienicke) und Przemek Kawecki SDB (Polnisch Katholische Mission Berlin). In diesem wurde das sehr beeindruckende „Requiem für B.” des Leipziger Komponisten Warnfried Altmann aufgeführt. Finanziert wurde dieses durch jeweils zu einem Drittel aus Geldern der örtlichen evangelischen und katholischen Kirchengemeinden sowie über BVV-Sondermittel des Bürgerverein Altglienicke e.V. Im Rahmen des Requiems ertönten von allen Seiten verlesen die einzelnen Namen der 1.370 NS-Opfer. Danach gab es noch auf dem Außengelände der Kirche einen kleinen Empfang. Es sollte aber bei dem einen Tag nicht bleiben. Auch Nachhaltiges vermochte aus dieser Begegnung von Deutschen und Polen an den gemeinsamen Gräbern von NS-Opfern hervorgehen.
Am nachfolgenden Dienstag trafen sich in den Räumen des Altglienicke Museums Abordnungen der Bürgervereine aus Zgierz (bei Lodz) und Altglienicke. Dabei kam es, befördert durch die Initiative von Klaus Leutner, zur Unterzeichnung eines deutsch-polnischen Partnerschaftsvertrages zwischen dem Bürgerverein Altglienicke e.V. und Towarzystwo Przyjaciół Zgierza (TPZ) durch die Vorsitzenden Joachim Schmidt und Adam Zamojski, die künftig engere Beziehungen pflegen wollen. Anschließend gab es ein gemeinsames Essen in der Gaststätte Ebel, wo man weiter untereinander austauschte. Die sprachlichen Barrieren wurden gut überwunden durch Klaus Leutners aus Polen stammende Ehefrau sowie den gut deutsch sprechenden evangelischen Zgierzer Pfarrer. Im kommenden Jahr ist vorgesehen, dass der Bürgerverein zum Gegenbesuch nach Zgierz kommt.
(Text und Bilder vom Bürgerverein Altglienicke e.V.)
Hier noch einige Bilder von der Einweihung der Gedenkanlage
(Text und Bilder vom Bürgerverein Altglienicke e.V.)
Dank der finanziellen Unterstützung der Kiezkasse kann in Verantwortung des Bürgerverein Altglienicke im September und Oktober 2021 wieder ein umfangreiches Kulturprogramm an sechs Samstagen auf dem Freigelände des Altglienicker Bürgerhauses in der Ortolfstraße 182/184 im Kosmosviertel stattfinden.
Die Altglienicker Kulturwochen starten am 04.09 um 17:00 Uhr, mit einer Lesung des Sportjournalisten und Buchautors Christoph Biermann aus seinem Buch „Mein unglaubliches Jahr mit dem 1. FC Union Berlin”. Dies ist eine Veranstaltung in Kooperation mit der Stadtteilbibliothek Altglienicke. Begleitet wird das Ganze passend von der Rock-Pop Band Krispin, die auch 2013 die immer wieder mal im Stadion gespielte Single „Wir sind Union” herausgebracht haben.
Um 20:30 Uhr startet dann das Freiluftkino mit dem Film „Der ganz große Traum” von 2010, der von dem Lehrer Konrad Koch handelt, der 1874 an seiner Schule in Braunschweig den Fußball einführte und bei den konservativen Lehrern und Eltern auf erheblichem Widerstand stieß.
Am 11.09 folgt um 16:00 Uhr gestützt vom Kiezklub Altglienicke das Jazzkonzert mit der Berliner Formation Fabia Mantwill Quartett. Um 20:15 Uhr wird im Freiluftkino ein Überraschungsfilm gezeigt.
Am 18.09, gibt es im Rahmen von 75 Jahre DEFA eine Filmvorführung von „Der nackte Mann auf dem Sportplatz”, eine Tragikomödie des Regisseurs Konrad Wolf von 1974, die teils im alten Dorfkern Altglienickes gedreht wurde.
Am 25.09. gibt es ab 15:00 Uhr den FamilienMUTmachtag von und mit Antje Scherbarth, ab 19:45 Uhr den Kinderfilm: „Paddington1” (2014).
Am 02.10. wird im Zuge der Langen Nacht der Familien ab 19:30 Uhr der Kinderfilm „Der Lorax” (2012) gezeigt
Zum Abschluss am 09.10. tritt ab 16:00 Uhr die Berliner Band Among Joe & Gäste auf. Danach wird ab 19:30 Uhr der Film „Blind Side – Die große Chance” (2009) gezeigt.
Es gelten die jeweils aktuell gültigen Corona-Regeln. Dieses gilt, insbesondere wenn bei schlechtem Wetter einzelne Veranstaltungen nicht draußen, sondern im Saal des Bürgerhauses stattfinden müssen.
Die Kulturwochen finden in Kooperation des Bürgervereins mit dem KosmosFilmKlub, dem Kiezklub, der Stadtteilbücherei, dem Kiezladen WaMa, Jugendklub Base 24, FamilienMUTmachtag Antje Scherbarth, Medienetage und WeTeK statt.
Der Eintritt ist bis auf das Jazzkonzert frei.
Bürgerverein Altglienicke e.V.
In gemeinsamer Kooperation haben der Bürgerverein Altglienicke e.V. und BENN-Kosmosviertel (Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften) einen Fahrradtourenplan entwickelt, mit dem Ziel, Altglienicke besser kennenzulernen. Die Radtourenkarte „Altglienicke mit dem Fahrrad entdecken” soll Familien, Gruppen oder einzelnen Personen ermöglichen, den Ortsteil besser zu erkunden. Entlang einer vorgeschlagenen Route, die durch den Landschaftspark und den Ortskern zum Falkenberg, dann schließlich durch die Neubaugebiete führt, gibt es 24 Stationen aus den Bereichen Historisches, Landschaft & Natur oder einfach gut zum Verweilen. Auf der Rückseite der Karte finden sich, jeweils mit einem Foto versehen, Erläuterungen zu den einzelnen Punkten, die der Bürgervereins-Vorsitzende und Dörferblick Herausgeber Joachim Schmidt zusammengestellt hat. Die große Tour umfasst drei Stunden, sie kann den Hinweisen folgend aber um jeweils eine Stunde verkürzt werden, etwa wenn man mit Kindern unterwegs ist. Piktogramme verweisen auf Spielplätze.
Der Bürgerverein Altglienicke feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag. Dank der Zusammenarbeit mit BENN-Kosmosviertel wurde dazu ein solches Projekt auch finanziell möglich.
Die Karte ist kostenfrei erhältlich u. a. im Büro des Quartiersmanagements Kosmosviertel, Schönefelder Chaussee 237, 12524 Berlin (Mo–Do 9–17 Uhr, Fr 9–15Uhr). Bürgerverein Altglienicke e.V.
Nach dem im März der erste Spatenstich erfolgte, ist der neue gestaltete Begräbnis- und Erinnerungsort auf dem Städtischen Friedhof Altglienicke fertiggestellt. Den Opfern wurden ihre Namen zurück gegeben! Am 27. September 2021 wird er seiner Bestimmung übergeben. Leider sind auf Grund der katastrophalen Verhältnisse im Land, die Teilnehmerzahlen extremst begrenzt. Deshalb werden wir alle Interessierten sehr gerne individuell, in nicht übermäßig großen Gruppen, nach vorheriger Absprache willkommen heißen, mit dem Konzept der neu entstandenen Gedenk- und Begegnungsstätte bekanntmachen.
Dieses überaus wichtige Projekt des Gedenkens und Lernens liegt uns sehr am Herzen! Es ist an Uns, diesen Ort mit Leben zu füllen, denn nur im Wissen um diesen beschämenden Teil der jüngeren deutschen Geschichte, ist es möglich, derartiges in Zukunft zu verhindern.
Melden Sie sich bitte unter ronald.seiffert@web.de.
Ronald Seiffert Bürgerverein Altglienicke e.V.
Wir berichteten bereits über dieses überaus wichtige Projekt des Gedenkens und der Völkerverständigung. Den hier bestatteten 1360 Opfern der Nazidiktatur wird eine würdige Stätte errichtet, welche in Zukunft als Gedenkort sowie als Begegnungsstätte für heutige und zukünftige Generationen dienen wird. Das Motto „Erinnerung entsteht gemeinsam“ soll hier erfahrbar werden!
Im März begannen die ersten Arbeiten in Form von Bagger- und Handschachtungsarbeiten, welche den Fundamenten und Betonarbeiten vorausgehen. Besondere Vorsicht gilt den alten großen Linden, deren Wurzeln so wenig wie möglich geschadet werden soll. Gerade der alte Baumbestand, die wunderbaren Bauten der Aussegnungskapelle, der Familiengrabstätten sowie die beeindruckende Friedhofsmauer zur Schönefelder Chaussee, welche im bunten Herbstlaub des wilden Weines herrliche Fotomotive ergibt, bilden ein Ensemble, das auch viele Spaziergänger zum Staunen anhält. In der nächsten Ausgabe werde ich detailliert die Leitidee und das Konzept dieser neu entstehenden Gedenkstätte beschreiben, da sich viele Besucher und Anwohner bestimmt fragen, was geschieht denn da eigentlich…
(Ronald Seiffert Bürgerverein Altglienicke e.V.)