Erst 1999 wurde die Fußgängerbrücke über den Bahnaußenring zwischen Porzer und Lehmusstraße eröffnet, welche die beiden Neubaugebiete Kölner Viertel und Ärztinnenviertel auf kurzem Wege verband.
Für viele Anwohner auf der nördlichen Seite der Bahn rund um das Ärztinnenviertel war diese Überführung auch eine schnelle Verbindung zum S-Bahnhof Grünbergallee wie auch zu den
Einkaufsmöglichkeiten entlang der Coloniallee. Etliche Kinder aus dem Kölner Viertel besuchen die jenseits der Bahn gelegene Grundschule am Mohnweg.
Eine Prüfung vor fast zwei Jahren brachte dann die schreckliche Nachricht. Es wurden nach nur 12 Jahren deutliche Schäden an fünf Schweißnähten festgestellt, die am 24. Juni 2011 zur sofortigen
Sperrung führte. Damals versprach die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Fußgängerüberführung in wenigen Tagen zu reparieren und dann auch wieder freizugeben. Die Konstruktion wurde
schließlich unterhalb durch Schwerlaststützen verstärkt und die Züge mussten unterhalb der Brücke verlangsamt durchfahren, doch eine erwartete Freigabe für Fußgänger und Radfahrer blieb aus. Bis
zum heutigen Tage. Immer weitere Gutachten sollten entscheiden, was nun mit der Brücke letztendlich passieren müsste. Für alle Anwohner ein großes Ärgernis, die nun dauerhaft weitere Umwege bis
zur Fußgängerbrücke Reben-/ Birnenweg bzw. zur Wegedornstraße zurückzulegen hatten. Und mit der Folge, dass entlang der Coloniaallee der Fußgängerverkehr auf dem Weg zum S-Bahnhof ausblieb, denn
wer erst am Rebenweg war, nahm von dort aus den kürzesten Weg weiter zur Grünbergallee. Händler und Gewerbetreibende im Kölnischen Viertel kämpften fortan um ihre Existenz. Etliche haben seit dem
auch dicht gemacht, weil keine Laufkundschaft mehr da war. Schließlich bildete sich sogar eine Initiative von Gewerbetreibenden um gegenüber dem Berliner Senat Druck zu machen, die Unterschriften
für eine zügige Problemlösung sammelten. Dabei kamen mehrere Tausend zusammen, die im Herbst vergangenen Jahres an Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) übergeben wurden.
Zudem führte zeitgleich im September der regionale Ortsverband der FDP eine mit 50 Personen gut besuchte öffentliche Diskussionsveranstaltung mit Stadtentwicklungsstadtrat Rainer Hölmer (SPD),
Uwe Fuhrmann von der Wohnbauten-Gesellschaft Stadt und Land sowie anderen lokalen Akteuren durch, der auch die Abgeordneten der SPD und CDU beiwohnten, welche versprachen sich nochmals bei den
zuständigen Stellen für die Wiederherstellung der Brücke stark zu machen. Letztlich hatte auch das etwas Gutes. Nochmals wurde dort eine Prüfung der Konstruktion unternommen. Immer wieder wurden
Materialproben untersucht. Pünktlich zum Jahresstart 2013 dann eine erfreuliche Nachricht.
Die Fußgängerbrücke muss nicht wie schon befürchtet abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden, was im Rahmen der Haushaltsplanung etliche Jahre gedauert hätte, bis die Gelder bereit
gestellt gewesen wären, sondern sie kann doch repariert werden. Gutachten ergaben, dass sich die defekten Schweißnähte reparieren lassen. Andere Stellen der Konstruktion erwiesen sich als
unbedenklich. Die Planungen für das Vorhaben sind bereits bei der Senatsverwaltung aufgenommen worden. Losgehen soll die Brückensanierung Anfang Juni 2013 mit einer erwarteten Bauzeit von zwei
Monaten. Im Spätsommer werde es dann so wieder möglich sein, als Fußgänger und Radfahrer die Brücke zu überqueren. Das wird auch die Gewerbetreibenden entlang der Coloniaallee erfreuen.
In den vergangenen Monaten zeigte sich die Wohnbauten-Gesellschaft Stadt und Land recht aktiv leerstehende Geschäfte neu zu vermieten, ggf. auch temporären soziokulturellen Nutzungen zur
Verfügung zu stellen. So hat sich die Situation dort auch schon wieder deutlich gebessert. Kaum noch Leerstände. All jene, die durchgehalten haben wie auch die neuen Geschäfte haben nun wieder
eine Perspektive, mit der man arbeiten kann. Und überhaupt ist es ein schönes Geburtstagsgeschenk, denn das Kölner Viertel feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. 1993 entstand der erste
Bauabschnitt zwischen Rebenweg und Coloniaallee.
(Text von Joachim Schmidt vom Dörferblick)
Am 29. August 2012 lud der FDP-Ortsverband in Altglienicke zu einer Infoveranstaltung unter der Fragestellung „Wie weiter im Kölner Viertel?“ in die Gaststätte Colonia Pub. Das Podium hatte die derzeit in Berlin parlamentarisch nicht vertretene Partei recht breit gewählt: Rainer Hölmer (SPD) als Bezirksbaustadtrat, Uwe Fuhrmann als Servicebüroleiter von Stadt und Land, Susanne Albrecht von der Gewerbetreibenden-Initiative Kölner Viertel, Stefan Förster, stellv. FDP-Bezirksvorsitzender und Bürgerdeputierter im BVV-Stadtplanungsausschuss, und Joachim Schmidt als Vorsitzender des Bürgerverein Altglienicke e.V. – mehr als 50 Anwohner folgten der Einladung. Und auch die beiden Mitglieder des Abgeordnetenhauses aus dem Wahlkreis, Ellen Haußdörfer (SPD) und Katrin Vogel (CDU), stießen hinzu. Es ging um die Themenfelder Sperrung der Fußgängerbrücke in Höhe Coloniaallee, um Leerstand von Gewerberäumen, um ungenügende Pflege im Coloniapark und um Vermüllung im Straßenland, einfach um die Frage wie dieses 1994 entstandene Wohngebiet nicht weiter an Attraktivität einbüßt.
Was die Brücke betrifft war wie in einem verteilten Rundschreiben der Senatsverwaltung zu erfahren, dass fünf gerissene Schweißnähte im Juni 2011 zur Sperrung führten. Im Ergebnis gab es zur
Sicherung der Standfestigkeit eine Notunterstützung im Gleisbereich. Die Sperrung für Fußgänger blieb allerdings bestehen. Derzeit werde geprüft, ob es möglich sei die Brücke instand zu setzen
oder ob ein Neubau erforderlich ist. Im günstigsten Fall soll aber die Nutzbarkeit nicht vor Ende 2013 sichergestellt werden können. Bei einem Neubau sei Baubeginn frühestens 2014. Wenn der
Prüfbericht das zulasse, werde man verfolgen die Brücke unter Verbleib der Notunterstützung bis zur Instandsetzung zwischenzeitlich doch für Fußgänger freigeben zu können. Die Entscheidung
darüber werde wohl Ende November 2012 fallen. Ein Grund weswegen man sich an diesem Abend auch verständigte die Veranstaltung unmittelbar danach fortzusetzen, um erste Ergebnisse des seitdem
Geschehenen auszuwerten. Vieles bewegt beim Senat sich nun intensiver mit der Brückenproblematik zu befassen, hat anscheinend auch die von Susanne Albrecht geleitete Initiative Kölner Viertel mit
ihrer recht erfolgreichen Unterschriftensammlung.
Der Vertreter von Stadt und Land ging auf die Vermietungssituation im Kölner Viertel ein. Der Leerstand an Wohnungen betrage derzeit nur 1,9%. Vor drei Jahren waren das noch rund 6%. Der Anteil
anderer Nationalitäten sei mit 0,5% sehr gering. In Sachen Leerstand von Gewerberäumen sei man sehr bemüht die Ladenflächen wieder Nutzungen zuzuführen, ggf. auch temporäre für kulturelle
Projekte, wie z.B. gerade der Bürgerverein Altglienicke in der ehemaligen Post am Ehrenfelder Platz mietfrei Räume nutzt um Ausstellungen zur Altglienicker Ortsgeschichte zu zeigen. Die
leerstehende ehemalige Schlecker-Filiale daneben wurde gerade von dem nach der Insolvenz zurückgelassenen Mobiliar beräumt und könne wieder anderweitig genutzt werden. Derzeit sei man dran die
leerstehende Gaststätte (ehemals Pizzeria) neu zu vermieten. Zwei Bewerber gebe es, ein griechisches und ein indisches Restaurant. Bis zum Jahresende gehe es hier wieder los.
Nachfragen der Anwesenden gingen in die Richtung medizinische Versorgung. Die einzige Apotheke habe vor längerem dicht gemacht. Hier solle man noch einmal initiativ werden, etwa in Richtung einer
Filiale der DocMorris-Versandapotheke. Auch war Frage, ob man nicht über einen Zahnarzt hinaus Arztpraxen im Kölner Viertel ansiedeln könne, z.B. in leerstehenden Ladengeschäften. Dieses verhält
sich allerdings etwas kompliziert, da man nicht ohne weiteres in Deutschland eine Arztpraxis eröffnen kann. Jeder Standort ist von der Kassenärztlichen Vereinigung zu genehmigen und die bestimmen
zweimal im Jahr wie viele Ärzte einer bestimmten Fachrichtung sich wo niederlassen dürfen. Wenn ein Arzt Interesse hat sich neu im Kölner Viertel niederzulassen, müsste er zunächst ein Mietobjekt
haben, und dann ohne es wirklich zu nutzen, ein Genehmigungsverfahren von einem Dreivierteljahr abwarten.In Sachen Grünanlagenpflege gibt es unterschiedliche Zuständigkeiten. Ein Teil der Flächen
ist Natur- und Grünflächenamt, ein Teil Stadt und Land. Was den Zustand der kommunalen Flächen betrifft, wie den Colonia Park, sei das bekannt. Leider geben die vom Senat verordneten Einsparungen
im Bezirkshaushalt immer weniger Spielraum für Grünanlagenpflege, so dass es gelte mit dem wenigen auszukommen. Hier sei es gut immer Hinweise zu bekommen. So wurde vereinbart mit interessierten
Bürgern im Herbst einen Rundgang mit dem Natur- und Grünflächenamt durchzuführen, um Probleme zu benennen. In Sachen Vermüllung sei problematisch, dass die BSR die Anzahl der Abfallkörbe
reduziert hat, um ebenso Kosten einzusparen. Hier solle mit Vertretern der Politik noch einmal Druck gemacht werden, diese im Kölner Viertel wieder zu erhöhen.
In der Diskussion wurden dann von den Anwesenden hier und da weitere Probleme benannt, alle Verantwortlichen bekräftigten ihren Willen, dieses in den nächsten Monaten noch einmal gezielt
anzugehen, bis man dann vermutlich Anfang Dezember zu einer weiteren Runde zusammenkomme. „Der Dörferblick“ wird darüber entsprechend informieren. Dabei bleibe natürlich das Hauptproblem die
Fußgängerbrücke, denn viele müssen derzeit weite Umwege zurücklegen, um etwa von der anderen Seite der Bahn zum Bahnhof Grünbergallee zu gelangen, kommen derzeit so nicht an den Geschäften der
Coloniaallee vorbei, fehlen dort als Kunden und sorgen für jene Umsatzeinbußen. Bewohner des Kölner Viertel haben lange Wege in die andere Richtung, etwa um zur Schule zu gelangen. Insgesamt sei
das Kölner Viertel ja ein lebenswertes, schönes Wohngebiet, man müsse nur eben verhindern, dass es nicht zu einer weiteren Negativentwicklung komme, wie in manch anderen Neubaugebieten letztlich
geschehen. So war das ein vernünftiger Auftakt hierzu eine Bürgerversammlung durchzuführen mit auch einem relativ guten Besuch und der von einigen geäußerten Bereitschaft zu verstärktem
bürgerschaftlichen Engagement für das eigene Wohngebiet.
Unterdessen hat sich einiges neu entwickelt. Seit dem 24. September wird die Fußgängerbrücke eingerüstet. Wir sind gespannt was da passiert…
(Text Joachim Schmidt, Fotos Ingo Drews)