Am 8. Mai jährt sich zum 75. Male mit der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation durch die Oberbefehlshaber der Wehrmacht im Hauptquartier der sowjetischen Streitkräfte in Berlin-Karlshorst das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa. Mehr als 65 Millionen Menschen kamen weltweit in den sechs Jahren andauernden Kampfhandlungen ums Leben, darunter den größten Aderlass hatte die Sowjetunion mit 27 Millionen zu beklagen. In Deutschland, von wo aus am 1. September 1939 die Nationalsozialisten den mörderischen Krieg mit dem Einmarsch in Polen begannen, starben 6,5 Millionen Menschen, darunter 1,2 Millionen Zivilisten. Die Befreiung Deutschlands von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft durch die Alliierten vor einem Dreivierteljahrhundert wird in diesem Jahr in Berlin am 8. Mai mit einem einmaligen arbeitsfreien Feiertag begangen. Gerade jetzt, wo die Erlebnisgeneration des letzten Weltkrieges immer mehr verschwindet, ist Erinnerungskultur an jene Zeit bedeutsam. Eigentlich war dazu auch eine Vielzahl von Veranstaltungen geplant, wie ein Fest der Begegnung auf der Straße des 17. Juni, doch machte die Corona-Pandemie dem einen Strich durch die Rechnung. Daher muss man sich vor allem mit Online-Angeboten begnügen, wie etwa auf der Seite www.75jahrekriegsende.berlin. Wie verliefen die letzten Kriegstage in unserer Region? Wagen wir eine Rekonstruktion. Eine entscheidende Wendung bei dem alliierten Vormarsch auf Berlin fand bereits am 31. Januar 1945 statt, als die 1. Belorussische Front bei Kienitz erstmals die Oder überquerte. Es folgten einige Wochen später unerbitterliche Kämpfe in den Seelower Höhen, in denen auf beiden Seiten 113.000 Menschen starben. Als sich die Rote Armee schließlich auch Berlin näherte, begann in der Stadt Hektik auszubrechen, unterbrochen von gehäuft stattfindenden Luftangriffen. Der 20. April, Hitlers letzter Geburtstag vor seinem Suizid zehn Tage später, war wohl der letzte Tag, an dem noch einmal auf den Straßen einige Hakenkreuzflaggen wehten. Danach versuchte fast jeder sich dieses Stück Stoff zu entledigen. Es stellte sich für viele Berliner die Frage, ob man bleibt oder versucht irgendwohin zu entfliehen, wo man ein Stück weiter weg von Kampfhandlungen war, was sich aber schwierig gestaltete. Wer einen Garten hatte, versuchte eilig seine Wohnung zu säubern. Wertvolles wie Porzellan und Schmuck wurde vergraben wie auch Verdächtiges, etwa Orden und Abzeichen, was in Richtung einer nationalsozialistischen Gesinnung hindeuten konnte. Geschäfte bemühten sich vor den anstehenden Kampfhandlungen und dem drohenden Einmarsch der Roten Armee ihre letzten Waren zu verkaufen. Zwei Heeresgruppen der 1. Belorussischen Front unter Marschall Georgi Schukow und die 1. Ukrainische Front unter dem Marschall der Panzertruppen Iwan Konew erhielten von Stalin den Befehl, beginnend vom 16. April an Berlin einzunehmen. Als Truppenteile von den Sowjets für den Süden unseres Bezirkes auserkoren wurden aus der Belorussischen Front die 8. Gardearmee unter General Wassili Tschuikow und die 1. Gardepanzerarmee unter General Michail Katukow. Nachdem zunächst Erkner eingenommen war, stieß die 66. Division der 8. Gardearmee unter Generalleutnant Pankow nach Berlin über die Ortsteile Rahnsdorf und Müggelheim vor, welche am 22. April endgültig eingenommen waren.
Es folgte Wendenschloß. Nachdem noch am Vortag in Grünau Wehrmachtssoldaten an der Dahme Stellung bezogen hatten, rückten die Truppenteile am Nachmittag des 22. April zur Verwunderung der Zivilbevölkerung eilig in Richtung Stadtmitte ab. Viele hatten zu diesem Zeitpunkt bereits ihre Wohnungen verlassen und sich auf mehrere Tage in den Luftschutzbunkern einquartiert. Dort fühlte man sich in Gemeinschaft nicht nur vor den Bombenangriffen sicherer, sondern auch vor dem Ungewissen, was kommen sollte. In den frühen Morgenstunden des 23. April gegen 5 Uhr überquerte die Rote Armee unter dem 2. Schützenbataillon des Gardehauptmanns Semakin die Dahme und rückte so auf Grünauer Gebiet vor.
Dafür wurde eilig eine hölzerne Pontonbrücke von Wendenschloss über die Dahme zur Wassersportallee gezimmert, mit der die schweren motorisierten Fahrzeuge über die Dahme übersetzen konnten. Allzu viele Kämpfe soll es nicht mehr gegeben haben, nur an einzelnen Stellen an der Regattastraße gab es noch Schießereien mit Toten. Danach durchkämmten die Rotarmisten Haus für Haus, auch um zu schauen, ob sich in den Wohnungen noch Soldaten verschanzt hatten. In der Regattastraße 103 richtete die Rote Armee unter Major Porschnikow eine Kommandantur ein. Im Keller wurden verhaftete Nationalsozialisten eingesperrt, bis sich Truppenteile in Richtung Bahnhof weiterbewegten. Die in Grünau verbliebenen Rotarmisten beräumten die nachfolgenden Tage die Häuser im Bereich Schlierseestraße, Königsseestraße, Dahmestraße, Walchenseestraße und Teile der Kochelseestraße, um dort im Rahmen eines Sperrgebietes Offiziere unterzubringen.
Die weiterziehenden Soldaten nahmen hingegen zuerst den Falkenberg ein sowie den nördlichen Teil Bohnsdorfs und rückten weiter westlich auf Altglienicke vor. In den Morgenstunden des 24. April näherte sich von Schönefeld her die 3. Gardepanzerarmee unter Panzer-kommandeur Pawel Rybalko von Schönefeld her dem Westen Bohnsdorfs. Um 10.30 Uhr wurde dem Befehlsstand der Roten Armee vermeldet, dass auch Bohnsdorf befreit ist. Berichtet wird, dass nachdem der letzte Widerstand von Volkssturmangehörigen gebrochen war, einige die Rotarmisten mit weißen Fahnen als Befreier begrüßten, eine Mehrheit der Bohnsdorfer hielt sich aber zurück, auch aus Angst dass die sowjetischen Soldaten nach verlustreichen Schlachten Rachehandlungen begehen könnten. Das sollte erstmal ausbleiben, weil diese Einheiten den Befehl bekamen, sich weiter ins Berliner Stadtzentrum vorzukämpfen. Anders sah es dann aus mit den Truppenteilen, die als Ablösung nachfolgten. Es gab dann vermehrt auch Plünderungen und Vergewaltigungen. Als Major Karpow die Geschicke als Militärkommandant für Bohnsdorf übernahm, dazu am Dorfplatz 11 im Haus von Bauer Krüger eine Kommandantur einrichtete, soll sich die Situation für die Zivilbevölkerung wieder gebessert haben. Am 28. April 1945 setzte Karpov den Kommunisten und Widerstandskämpfer Alfred Ihlau als Bohnsdorfer Bürgermeister ein. Dazu wurde eine Bürgermeisterei in der Polkwitzer Straße 1-5 eingerichtet. Hier wurden weitere Aufgaben verteilt, wie ein Wohnungsamt, ein Amt für Ernährung, ein Bauamt, ein Amt für Erfassung und eine Dolmetscherei. Es ging darum Sicherheit und Ordnung sowie die allgemeine Versorgung wiederherzustellen. Trümmer und Kriegsschäden waren zu beseitigen. Darüber hinaus wurden Wohnungen von Nationalsozialisten oder die durch Kriegswirren leerstanden beschlagnahmt und wohnungslosen Menschen zur Verfügung gestellt. Ebenso wurde festgestellt, wo sich in mehr als ausreichend großen Wohnungen weitere Personen unterbringen lassen. Ab dem 5. Mai standen Lebensmittelkarten zur Verfügung, mit denen man täglich z.B. als Arbeiter 500g Brot, 65g Fleisch, 60g Nährmittel, 20g Zucker, 200g Kartoffeln und 15g Fett bekam. Unterdessen hatte am 24. April die Rote Armee aber auch Altglienicke eingenommen, nachdem es noch letzte Kampfhandlungen im Ortskern gab. Dabei brannte auch die Medicinal-Drogerie Dörfler, das sogenannte Dörfler-Eck Rudower Ecke Köpenicker Straße ab, wo sich heute ein Parkplatz befindet. Berichtet wird ebenso davon, dass der evangelische Pfarrer Erich Müller, der 1935 als überzeugter Nationalsozialist die Pfarrstelle übernommen hatte, beim Eintreffen der Roten Armee erst seine Familie tötete und sich schließlich selber erschoss. Fälle davon soll es in der Region etliche gegeben haben, wo sich Anhänger Hitlers wie er selber umbrachten, um sich den Konsequenzen ihres Handelns zu entziehen. In Altglienicke richteten die Sowjets ihre Kommandantur in der Semmelweisstraße im Gutshof der Familie Hannemann ein, bis diese ein Dreivierteljahr später in die Werderstraße umzog. Hier wurde ein Fritz Hanwig als Bürgermeister eingesetzt. Größere Auswirkungen gab es in der Ortslage Falkenberg, wo in Rose-, Schirner- und Falkenbrunnstraße die Wohnhäuser beräumt wurden. Auch hier wurden in einem abgeriegelten Sperrgebiet sowjetische Offiziere untergebracht. Betroffen davon war auch das Gemeindeheim der evangelischen Kirche in
der Rosestraße, welches zeitweise als Pferdestall diente, bis 1950 die Rückgabe erfolgte. Im Laufe des 24. Aprils übernahm die Rote Armee weitere Ortsteile des Bezirks. So konnte bereits am 28. April von den Sowjets eine neue provisorische Bezirksverwaltung in den Rathäusern Treptow und Köpenick eingesetzt werden. Nachdem am 30. April Hitler seinem Leben im Bunker der Reichskanzlei ein Ende setzte, war der Krieg in Berlin am 2. Mai 1945 beendet, indem in der Hauptstadt die letzten Einheiten kapitulierten. Eine letzte Reichsregierung unter Großadmiral Karl Dönitz setzte sich noch nach Flensburg ab, bis am 8. Mai der Krieg mit der Kapitulation auch der letzten Teile Deutschlands endlich ein Ende hatte. Nun können wir dieser Tage in Berlin und Deutschland mit dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1945 auf 75 Jahre Frieden zurückschauen.
(Text wurde vom Dörferblick von Joachim Schmidt zur Verfügung gestellt.)
Es ist eine ganz besondere, merkwürdige Geschichte, die uns mit einem Altglienicker bekanntmacht, der schon zu Lebzeiten wegen seiner Körpergröße eine auffallende Erscheinung war, aber zwölf
Jahre nach seinem Tode eine wenn auch kurzzeitige Berühmtheit erlangte. Die Geschichte beginnt mit einem Dachdecker, der im Herbst 1995 bei einem Mitglied des Altglienicker Bürgervereins
erscheint und mehrere großformatige Bogen Papier überreicht, eng mit Bleistift beschrieben. Er sei mit dem Abriß eines kleinen Hauses in der Schneewittchenstraße beauftragt, erzählt der Mann, und
da habe er eine Flasche entdeckt, auf dem Dachboden versteckt hinter Gebälk. Und in der Flasche meinte er beschriebenes Papier zu erkennen. Eine Flaschenpost also! Zerschlagen habe er die
Flasche. Vielleicht sind die Papiere wichtig – wer weiß? Und da habe er gedacht, die Leute vom Bürgerverein, die kümmern sich um Altglienickes Geschichte, die werden Rat wissen. Bitte sehr – da
sind die Papiere! Einen Orden hat er verdient, der Dachdecker! Der Fund trägt die Überschrift ›Die Russen kommen‹ und enthält die tagebuchartigen Aufzeichnungen eines Mannes zwischen März/April
und dem Ende des Jahres 1945. Hastig geschrieben, in seelischer Not und Bedrängnis, vermitteln seine Zeilen ein bewegendes, ja erschütterndes Bild von den Ereignissen dieses Jahres. Manchmal
wirken seine Worte wie Aufschreie und berühren deshalb den Leser durch ihre Unmittelbarkeit. Das Märkische Museum, heute im Besitz der Handschrift, hat die Gabe dankbar als seltenes Zeugnis
dieser Umbruchzeit entgegengenommen. Wer war der Schreiber? Vor den ›Leuten vom Bürgerverein‹ lagen zwei Aufgaben. Einmal galt es, den Text zu übertragen, ohne seine Ursprünglichkeit zu
verletzen. Zum anderen war der Schreiber zu finden. Lebte er noch? Der Text legte eine Spur nach Bremerhaven. War er vielleicht geflüchtet, nachdem er die Flasche versteckt hatte?
Zwei Mitglieder des Bürgervereins, ein Ehepaar, nahm die Suche auf und begann in der Schneewittchenstraße mit den Nachforschungen. Und dann ging alles überraschend schnell, weil wohl auch Glück
im Spiele war. Im Nachbarhaus vom inzwischen abgerissenen Haus lebte ein alter Herr, der eigentlich in Ruhe gelassen sein wollte. Eindringlich gebeten, vermochte er sich zu erinnern. Natürlich,
der Hinrich Hanschen hatte dort gewohnt. War gestorben vor zwölf Jahren. Aber der Sohn Harry, der im Tagebuch eine wichtige Rolle spielt, lebt er noch? Ja sicher, in Grünau wohnt er. Sogar Straße
und Hausnummer wußte der alte Herr! Der nächste Besuch galt dem Sohn, Harry Hanschen. Sehr vorsichtig, sehr langsam tastete sich das Ehepaar mit seiner Botschaft an den Sohn heran. Er wußte
nichts vom Tagebuch, er hatte nichts gewußt von den Ängsten, die sein Vater um ihn, den verwundeten Sohn, litt. Sie übergaben ihm Handschrift und übertragenen Text und mußten ihn, es war nicht zu
vermeiden, damit allein lassen. Bei der nächsten Zusammenkunft offenbarte er eine Erfahrung, die er beim Lesen machte und die in gleicher Situation alle Menschen machen: Es ist, als sei es
gestern gewesen. Es macht schlaflose Nächte.
In ihren Gesprächen wurde der Vater wieder lebendig, und so kam etwas ans Licht, das schon fast vergessen war. Hinrich Hanschen war ein begabter Laienkünstler, dem aus Anlaß seines 80. Geburtstages sogar eine Ausstellung im Märkischen Museum gewidmet war. Nach einem Arbeitsunfall und dadurch bedingter Berufsunfähigkeit hatte er zu schnitzen begonnen. Da mag auch sein Geburtsort richtungsweisend gewesen sein. 1893 in Worpswede geboren, hatte er bei keinem geringeren als Heinrich Vogeler Zeichenunterricht. Nach dem ersten Weltkrieg verschlug es ihn nach Berlin, wo er in seinem erlernten Beruf als Maurer und Stukkateur arbeitete. Und in Altglienicke fiel er dem Bildhauer Werner Stötzer auf, der ihn kräftig ermunterte, seine urwüchsigen Gestalten zu schnitzen, die Madonnen und Moorbäuerinnen. Eben die Gestalten aus der Worpsweder Heimat. Hatte doch seine Mutter einst dem Maler Fritz Mackensen Modell gesessen. An der Brust hält sie ihr Kind, ihren Sohn Hinrich.
So steht es auf dem Grabstein von Hinrich Hanschen auf dem Friedhof in Altglienicke: Er war der Sohn der ›Madonna im Moor‹. Das Grab ist leicht zu finden. Es liegt am breiten Mittelweg unweit der
Christus-Gestalt. Ist das nicht eine erstaunliche, eine bewegende Geschichte?
Hinrich Hanschens Tagebuchaufzeichnungen aus dem Jahre 1945, die 1995 zufällig beim Abriß eines Hauses gefunden wurden. * Namen wurden aus Rücksicht auf
Betroffene oder deren Angehörige nur mit Initialen wiedergegeben.
Die Russen kommen!
Berlin lag schon längst in Schutt und Asche, teils Flieger, und Atelerie, meine Firma teils getürmt teils noch hier in Johannsmühle Eberswalde an der Oder aber jetzt wurde auch dort brenzlig
S-Bahn war unterbrochen es war mir nicht mehr möglich zur Stadt zu komm wie sollte es noch kommen ein bangendes Gefühl warum alles dieses, mein kleines Haus war keine Deckung mehr, 7 Bomben hatte
schon längst in trümmer gegangen meine Frau war über dieses Toben gestorben sie hat alles hinter sich in Wasser Uhrgrube letzte Rettung Soldaten zogen sich zurück, also letzte Rettung nach dem
Bunker, denn es regnete förmlich Bomben Brandbomben Pfosfor Kanister, mein Sohn war weil der von Italien noch verwundet war schickte ich fort Papa sagte er komm mit nach Bremen wo meine Schwester
und Brüder waren, nein sagte ich ich bleibe hier einer muß auf dem Grundstück bleiben immer wird es nicht so bleiben und nahm so Abschied von ihm es war mir so schwer und das beste noch zu
verlieren, Flüchtlinge kamen Barfuß, Weinen, Bettelten um Brot, Soldaten dasselbe, Verwundete voll Dreck und immer das Wort die Russen kommen wir können nicht mehr standhalten.
Hinrich Hanschen wurde in Altglienicke 90 Jahre alt. Ein halbes Jahrhundert lagen seine Aufzeichnungen vom Ende des Krieges verborgen und wohl vergessen im
Dachkasten seines Hauses. 12 Jahre nach seinem Tode wurden sie entdeckt. Auf dem Foto sehen Sie das Grab Hinrich Hanschens, Sohn der Madonna im Mooer, (1893-1983), auf dem Altglienicker
Gemeindefriedhof.
Volkssturm wurde eingesetzt Tankgräben und Sperren wurden gebaut aber alles nützte nichts mehr, alles hatte schon im Bunker Schutz gesucht auch ich denn der Russe war schon in Grünau, man durfte sich nicht mehr aus dem Bunker trauen denn wir wurden schon von russischer Infantrie beschossen, aber was nutzte es der Hunger trieb uns, rauszugehen um Brot zu holen aber wo die Bäcker hatten kein Mehl zum backen, und auch der Beschuß Atilrie, aber dennoch ging ich hin zum Bäcker das Hinterhaus von dem Bäcker Wilhelmstraße war weggerissen aber dennoch hatten die Gesellen den Mut Brot zu backen. Ich hatte Glück nur ein Brot zu bekommen Dann zurück zum Luftschutzbunker was tut man nicht wegen Hunger die Nacht war alles unruhig was würde jetzt kommen denn die R- kamen immer näher welche hatten ihre Koffer gepackt und in die brennende Stadt Berlin geflohen denn es wurde viel erzählt ein Kamrad meiner Firma erzählte immer wenn die R- kämen würde er sagen Komm R- komm ich reiche dir die Hände sei mir willkommen und ich sagte mir dasselbe da ich doch auch 15 Jahre in Sozialdemokratische Bewegung gewesen war, und ich auch so oft gesungen hatte Proletarische Lieder und es sind doch auch nur Menschen und wie ich so an alles dachte zitterte der Bunker 1x2x und was war geschehen die letzte Verbindung war zwischen uns und Berlin war fort die Brücken nach Berlin waren gesprengt jetzt war alle Hoffnung fort ich schimpfte den Augenblick fielen Schüsse am Bunker klopften die ersten R- der Bunkerwart öffnete die Tür eine Angst ging allen durch Greise, Frauen, Kindern, Invaliden denn der Bunker war so voll, daß jeder kleine Platz besetzt war im nun waren die R- durch wir freuten uns schon daß die rausgingen, aber da kamen die nächsten Uhren alles brauchbare wurde uns abgenommen Frauen jammerten, Kinder, weinten Frauen, bei den Haaren gegriffen wie Kaninchen, und in Gegenwart aller Personen verwaltig, hier Frau A.* da Fräulein Z. alles drängte sich den Gängen entlang jeder versuchte den R- zu entgehen ob jung oder alt es nützte nichts Pistolen, Gewehre, Maschinenpistolen rasselten, ein kleines Mädchen keine 14 Jahre alt wollte er mit rausnehmen alles weinte und tat bitten er möchte doch eine ältere nehmen, ich auch riet ihm von ab, ein großer riß mir die Jacke runter Faschis Erschissen sagte er, riß er mir zur Bunkertür nun hieß es entweder oder, Moment sagte ich Kamerad und riß mich los und verschwand, und nachschießen traute er sich nicht denn die andern hatten die Lücke geschlossen und ich war verschwunden das kleine Mädchen hatte er mitgenommen im Dunkel draußen war sie fortgelaufen und hatte noch nach ihr geschossen sie hatte sich in einen Graben verkrochen und am andern Morgen kam sie naß und müde, weinend in Bunker die Freude war groß ein Fräulein kann Z. wurde an Haaren und Arm nach draußen mitgenommen am andern morgen Wein, völlig, brechen im Bunker zurück 16 – 17 R – verwaltig in den Lauben treue Laubenbesitzer was wird bei euch los sein also raus aus dem Bunker der Bunkerwart Mahnke sind Zeugen von alles dem also raus aus dem Bunker denn was wird zu Hause los sein unterwegs traf ich weinen Frau W. Knorkendamm den Mann hatten sie eingeschlossen und seine beiden Töchtern von 16 und 17 dann verwaltig. Unser Pastor Müller seine Frau vergewaltig Pastor erschossen seine Frau lag auf ein blutbefleckte Bettlaken tot am Zaun.
Ein Lager von Polen plünderten die Läden in eine Keller lag die Familie Kehrenau und Ukermanns Familie tot im Keller ihres Laden über den Leichen weg wurde geplündert Beim Plündern einer Laube wurde der Inhaber erschossen den herbeigeholte Polizeiwachtmeister Binder wurde beschossen mir ward Angst und bange, meine Haustür war aufgebrochen Drei R– nahmen mir gleich alles ab die Hände hoch stand ich da Lieber Herrgott wie soll das noch enden, Erster Anschlach binnen 48 Stunden sind abzugeben Radio, Fernglas, Pfotoaparat, Schreibmaschine usw. Voll beladene Wagen 30 bis 40 mit Möbeln Betten zogen nach Schönefeld bei der Kriminalfrau weil sie die Tür nicht geöffnet hatte das Haus durchgeschossen alles brauchbare mitgenommen, Mann abgeholt Junge auch Nachts einen großen Baumstamm zwischen den beiden Türen gestemmt, Nachts oben in der Spitze des Hauses geschlafen und nicht von den R– überrascht zuwerden unten im haus ging es ein und aus Behsdof Frida – ihr Mann ein kleiner Bahnbeamter rausgeholt Stückchen weiter von hinten zwei Genickschüsse erschossen usw. es geht nicht ein Tag irgendetwas, auf den Straßen werden kleine Mädchen auf der Schönefelder Str. in Auto reingezogen verwaltig und wieder rausgeworfen Frauen müssen waschen für sie und verwaltig treue deutsche Frauen und Mädchen Heute muß ich raus der Hunger treibt einen irgendwas zu essen also werde ich mir von den Rieselfeldern junge Brennesseln holen als Spinat zu holen wenn doch der Roggen reif wäre um Suppe zu kochen also hin einen Korb oder Sack genommen auf den Bahndamm lang nach Wassmannsdorf was da sehe kommen schnell hinwerfen zirka 30 deutsche Zivilisten Hände hoch getrieben hinten und vorne mit Gewehr in Gänsemarsch getrieben wenn ich nur nicht bemerkt werde dann geht es mir dasselbe aber mein Brennesseln muß ich haben unterwegs muß ich immer an mein Harry denken ob er in Mariendorf bei sein Mädel ist oder wo er sich nach Westen Gott sei Dank jetzt bin ich gleich da ich sehe 6 Frauen und Mädchen das Gras vom alten Gras ausharken, na nu sage ich habt ihr keine Angst vor den – nein sagen sie aber zu hause können wir nicht bleim es ist furchbar sie lassen uns keine Ruhe und fragen mir ob es so bleiben wird einige sind Flüchtlinge und Erzählen so vieles was sie durchgemacht haben sie geben mir noch ein Stückchen Brot es schmeckt wie Kuchen aber jetzt muß ich Brennesseln sammeln sie helfen mir, nun finde ich noch Löwenzahn um mir Salat von zu machen, Löwerling (Lüwen) haben wir zu Hause als Kind gesagt wird gleich gegessen Weinen immer Weinen könnte man aber man darf nicht sonst geht man zu Grunde immer Essen auch wenn es nicht schmeckt die Hauptsache man Lebt Schnell Abschied genommen dann schnell zu Hause der Weg ist weit und was wird zu Hause los sein wie ich Stückchen gegangen bin kommt ein Auto auf mich zu es kann nur ein Auto vom – sein also schnell in Graben versteckt ein Auto fährt ins Kornfeld hält an eine Frau oder Mädchen schreit ein Schuß knallt was war das?
Aber schnell fort den Bahndamm entlang Morgen will ich nach Mariendorf wo Harry war aber wie werde ich über Kanal kommen die gesprengt sind es läst mich keine Ruhe Lebt er noch oder wo ist er Ach Gott Die Nacht ein Singen kann man nicht sagen denn einer Singt vor und alle andern singen nach ein Gröhlen soll das so bleiben, das klopfen an der Tür rein und raus Geht es in der Wohnung kann man nicht sagen alle Schränke alle Schubkästen durch wühlt alles brauchbare ist fort alle Moment Hände hoch, allso raus aus der Wohnung lasse klauen Harry suchen alte Hose alte Jacke alten Hut, barfuß, Sack alten Korb auf den Rücken eine Sichel in der Hand alles wenn man Gras schneiden will einen Stock in der Hand es geht durch Rudow, Buckow alles von Truppen viele tote Soldaten Deutsche und Russen ist es nicht eine reine Sünde so viel junges Leben das ist schon kein Krieg mehr Morden, Räubern u. Plündern, jetzt wie komme ich über Kanal Hose auf gekrempelt dann auf den Teilen der gesprenkten Brücke rüber es ist geschaft also nach der Siedlung Monopol, Mariendorf Herrgott wieviel Truppen in der Siedlung ich aus doch Finkenweg 3 wo Harry mit seine Freundin und deren Eltern Wohnten, ein großes weißes Bettlaken hing aus dem Fenster, Ach was hängt da Harrys Offizierjacke mit Blut beschmiert und Kabut was ist da los ich rufe ein Ru– kommt mit aufgeflanzten Gewehr und jagt mich fort, ich versuche von der andern Seite aber ich mus türmen wenn ich nicht Erschossen werde alles bitten und bitten hilft nicht allso zurück Hungerich Zerbrochen, und man mach sich gedanken unterwegs an der Bahn mus ich mich hinlegen ich weis nicht wie lange ich gelegen hatte ein Mann weckte mich auf und frug mich ob mich schlecht ist und gab mir ein Stück Brot und eine Mohrübe und erzählte mir das dort in der Arbeitlosensiedlung kolozahl auf gehaust hätten und die Frauen viel zuleiden hätten und ich sollte machen das ich hier fort käme also schnell fort ab und zu vielen Schüsse ein Schuß hätte mich bald getroffen schnell hatte ich mich hingeschmissen Leute kamen vom Flugplatz Adlershof mit einpaar Kartoffeln also schnell hin sie standen am Splittergraben aber ich kam zu spät sie waren alle nur ein paar saure Gurken und in einem Faß war noch Sauerkohl drin jeder griff mal rein und ich hatte auch in einem Glas auch etwas bekommen jeder rannte nun auch etwas Essbares zu erhaschen Große Kessel mit essen, noch zurückgeblieben von unsern Flieger aber es war sauer und nich mehr zu Essen also nach Hause und sah es aus alles Glassplitter denn im Nachbarhaus war eine Granate rein gegangen Gott sei dank denn Frau Ladwig war weil ihr Mann gefallen war mit Ihren Kindern nach Sachsen geflüchtet eine große Rote fahne Weiße fahnen steckten an jeder Siedlungstür um dadurch Ruhe zu haben jeden Tag etwas neues wer kam da Harry in einem zerrissenen blauen Monteurantzug Weinen hinken mußte schnell zu greifen sonst wäre er zusammen gebrochen noch sehr verwundet also schnell ins Haus mit ihm, schnell holte ich Verband der gandze Rücken und eine große Wunde am Oberschenkel da konte man die gandze Hand rein legen, schnell etwas gegessen dann ihm in die äußerste Spitze des Hauses im Bett gepackt damit er zur Ruhe kommt, und damit sie ihn nicht finden sonst holen sie ihn noch ab und später erzählt er das er in Spandauwest in einem Lazarett gelegen hatte und alles Uhren, Fernglas, Pfoto und alle andern Sachen ihm abgenommen hätten und weil kein Essen mehr da war war alles rausgegangen Kameraden hatten ihn mit genommen und am Potsdamerplatz musten seine Kameraden in Tiergarten Mienen suchen weil er nich laufen konnte zog im ein Russe ihm seine Of.Stiefeln aus gab ihm einpaar alte Schuhe und einpaar wertlose Deutsche Mark am andernmorgen kamen 2 seine Kameraden bei uns an und blieben bei uns und wir assen von dem bischen was wir hatten denn sie durften doch nich raus und musten sich bei jeden kleinen Geräusch verstecken oben in des Hauses Spitze solte jemand kommen dann schnell übers Dach in des Nachbars Garten um dort zu verschwinden denn wenn es etwas Ruhe würde solte es nach Bremerhaven gehen wo Martin zu Hause war der andere ein Zahlmeister wolte auch dort mit hin, nach einigen Tagen ging die Reise zu Fuß los es war ein schwerer Abschied denn wir waren schon wie eine Familie geworden, wie Bauern gingen die beide mit Korb und eine Sichel in der Hand fort, gewunken bis sie nicht mehr zu sehen warten was würde ihnen und uns noch beforstehen Harry sein Fieber wurde immer schlimmer, also zum Arzt, und auch der Doktor – hatte ein gutes Herz und kam auch heimlicht denn es war auch höchste Zeit denn alles war unter Eiter armer Junge alles war umsonst wozu dieses alles. Er kann es immer noch nicht fassen also heute werde ich sehn ob ich einpaar Mohrüben kaufen kann aber wo habe mir ein altes Damenrad zurecht gemacht Kabel als Bereifung. auf Aspfal wird es schon laufen durch Schönefeld angekommen springen 4 R– aus dem Chaussegraben stopp – 3 mit eine Pistole 1 mit einem großen Taschenmesser einer greif zum Fahrad und sag Maschine die andern Uhri, ich sage Uhri schon R-Kamerad alle Taschen werden nach gesehen jetzt reis er mir das Fahrad weg ein hin und her geht es aber Gewalt geht vor recht ich muß nach geben ein paar Schläge muß ich einstecken, mein Herz klopf vor Aufregung, sie gehen durch Kornfeld ich in weiten abständen hinter her vieleicht werfen sie es fort denn es ist nicht viel wert denn mit nach Moskau kommt er nicht mit sie gehen mit nach Waßmannsdorf ich gehe auf den Hof ein R-offizier sitzt auf ein Stuhl ich sage Herr Kommandant R-Soldat Maschine kom Zi kom Za und zeige dass er mir das Rad fort genommen hat er tat alls wenn er nichts verstand ich ging raus auf der Straße da stand er mit andre ich ging ran und sagte Kamerad R- Maschine kabut nichts nach Moskau und lachte und machte ihm das Rad mies alle lachten ich lachte auch laut auf ein Offizier kam raus und sagte weg und griff zur Pistole auf einmal rief er Kamrad Maschine der Soldat gab mir das Rad ich Dankte ihm Herzlich sagte Komandant gut, aber den Moment dachte ich das ein Schus fiel Ach war mir Zumute
Ach hätte ich ihm doch das Rad gelassen ich darf heute noch nicht drann denken. Nein einmal und nie wieder ging ich um Brennholz zu holen an der Straße nach Waltersdorf an einem Pühl Zweige die im Teich lagen Leute hockten da um Kartoffeln zu stoppeln Hunger tut Weh ich auch schnell ein paar suchen auf einmal aus einem alten Flugzeug ein Schuss ein R– sprang raus Hände hoch zeigte er suchte alle Taschen durch Papier alles nahm er mir fort bitten half nichts Jacke Weste nahm er mir weg und ich mußte mich auf den Boden legen Zeitlang ließ er mir liegen mit aufgeflanzten Gewehr mußte mit Hände hoch vor ihm gehen um zum Kommandanten zu gehen auf einmal kam ich auf den Gedanken Mensch du hast ja noch eine Uhr im Hosenfutter, da die R– so nach Uhren sind bot ich ihm die Uhr an, da war ich sein Freund gleich konnte ich ein paar Kartoffel nehmen es waren ja unsre Kartoffeln und dann schnell weg es war mein letztes wann mit das ein Ende Harry sagte mein Papa gehe nicht mehr aber was soll ich tun Essen wollen wir und er auch kommt man an die Kornfelder sind am Rand alle éhren ab geschnitten um nur einmal Suppe zu kochen Ob Meier Lehmann, Schulze jeder greif sich heimlich eine Ähre und steck sie in der Tasche aber die Luder kriechen wieder alleine raus wegen die Langen Ährenhalme wo die Körner drin sind Also der Hunger treibt raus um Ähren zu sammeln um 4 Uhr oder noch früher Aufstehen so wie es ein bischen heller wird, denn früher darf man nicht wegen die R– statt der Weg weit ist zu Tausende laufen sie auf den Feldern, nur die Bauern treiben uns mit Knüppeln und Polizeihunde jagt man uns runter, man nimmt uns Sack oder Rucksack weg, mich haben sie auch weg genommen da ich mein Sack nicht freiwillig abgeben wollte wurden ich und andere mitgenommen die Frauen wurde der Rucksack weggenommen und entlassen ich wurde ins Gefängnis gesperrt, wegen Felddiebstahl meine Papiere mir abgenommen, vernommen dann wieder ins Gefängnis gestossen, den gandzen Tag kein Essen, kein Trinken statt Bitten auf der Britsche liegen, hungrich Durst, mit den Gedanken was wird Harry denken wenn ich nicht nach Hause, er Hunger ich Hunger man könnte Weinen, Abends um 8 Uhr mußte ich in ein Polizei Auto einsteigen und zur Kreis Polizeiamt gefahren und dort in Keller gespert als wie ein Verbrecher nur wegen Hunger des Morgens nur ein Stückchen Brot, ich klopfe und bitte um ein Stückchen Brot aber der Beamte sagt ich habe nichts, er sagte warum ich sage ich habe nicht gestohlen ich habe nur Ähren gesammelt ein Jüngerer Mann sas auch wegen Kohl geklaut wegen meines Alters und weil ich Kriegsbeschädigt war, nach der Vernehmung frei gelassen am andern morgen war ich zu Hause Todmüde, ohne Essen kein Brot mehr, wieder ein Beutel gegriffen wieder los wie ein Bär der hungrich aus der Höhle kommt ob meine Geschwister bei dem Ami auch so hungern müssen einige Tage bekomme ich Nachricht das ich 14 Tage Gefängnis abzumachen habe wer weis was alles drauf steht Also Berufung eingereicht da mein Junge Kriegsbeschädig und ich auch Schwerkriegsbeschädig bin, und Hunger hatte und kein Brot und keine Kartoffeln hatten Bitte ich strafentlassung wurde aber bei der nächsten Gerichtsverhandlung bekam wieder 14 Tage Ach wie mit Zumute war ich bin kein Verbrecher und will auch nie einer sein, wegen für Ähren die umgepflügt werden und wegen Hunger also Schicksal füge es wie du es wils Glück kommt dennoch Gott fügt es noch ein paar Monate dauerte bis ich ran kam da die Gefängnisse wegen Kleinigkeiten überfüllt waren dann kam die Amnestie Gesetz raus das alle kleine Sachen niedergeschlagen wurden so auch ich. Papa sagte Harry in Spreewald sollen sie Kartoffeln verkaufen eine Strecke von 170 Kilometer hin und zurück Zwei alte Rahmen mit 2 Räder kann man nicht sagen wurden zusammengeflickt die Nacht gings los 1 Stückchen Brot einer guckt den andern an An den Straßen lagen die Autos kabutt Deutsche und Russische tote Soldaten furchbar war dieser Anblick einfach grausam nur wir beide kämpfen mit dem Hunger wie Wehe uns war kann sich keiner denken den es war alles umsonst gewesen die armen Eltern und Angehörigen sie wissen noch von nichts das einst der stolze Sohn oder Vater hier in Strassen Graben tot liegen aber wer weiß was uns noch beforsteht. Jeder sagt fahrt nicht weiter denn Kartoffeln und Rad wird euch abgenommen aber wir müssen doch etwas zu Essen haben von Bauer zu Bauer geht es bis zuletzt zuletzt heimlich Kartoffel bekommen schnell aufs Rad dann weg am liebsten hätten wir gleich hier gegessen aber die müssen lange reichen, es war wohl 1130 Uhr Nacht auf einmal ein Auto kommt Harry schnell absteigen hintern Baum im Straßengraben das Auto hielt an 4 bis 5 R– stiegen aus dem Wagen und schossen nach allen Richtungen die hatten uns wohl bemerkt und aus Angst geschossen, unser Herz klopfte denn jeden Augenblick dachte man das sie uns finden würden, aber sie fuhren bald weiter Gott sei Dank wenn man später Herzkrank ist dann gings weiter in Waltersdorf hielt uns ein Polizeibeamter an aber ich kannte ihn, er sagte da ich ihm ein paar Streichhölzer und Tabak gegeben hatte er hatte ein gutes Herz und sagte fahre schnell weiter, bis wir zu Hause waren die Freude sehr groß blos wir konnten nicht sprechen denn die Kehle war so trocken und Hunger die Beine wollen nicht mehr mit nur schlafen auch wenn die R– klopfen würden und so sind wir so manches mal nach dem Spreewald 160 bis 180 Kilometer nachts gefahren auch Müncheberg gefahren mit Hermann Freiheit aus der Gafag Siedlung in Schnee Hände gefroren
Nachts hungrig mit einem Stückchen trockenen Brot, um nur etwas zu haben die Kräfte lassen nach aber was tut man nicht um nur zu Leben, durch Wälder über Gräben bei strömenden Regen durch das Bergwerk Rüdersdorferkalkberge um nur nicht von der Polizei und nicht von den R– gekriegt zu werden mein Rad war kabut Strömender Regen und nacht ich muß laufen ob Hermann Freiheit nur noch nach Hause kommt er kann nicht mehr aber ich kann auch nicht mehr aber wir haben doch etwas zu Essen Heute bin ich müde und kann nicht mehr.
Der Bericht endet mit den Worten ›ich kann nicht mehr ...‹ doch der ›hungrige Bär‹, wie er sich selbst beschrieb, und sein schwer verwundet heimkehrender Sohn überlebten. Hanschen heiratete noch einmal und machte als Rentner eine unvorhersehbare ›Karriere‹. Angeregt durch den Bildhauer Werner Stötzer, dem er bei der Arbeit im Scheunenatelier zusah, entwickelte sich ›zusehends‹ nicht nur eine langjährige Freundschaft, sondern bei Hanschen ein gestalterischer Schaffensdrang, der sich in allerlei urwüchsigem Schnitzwerk äußerte. Ausgediente Obstbäume oder Wäschepfähle im Garten, in handliche Stücke zerteilt, verwandelten sich unter seinen Händen in Engel und Teufel, Nonnen und Narren, Moorbauern und Holzschuhschnitzer seiner Heimat. (›Heidnische Figuren im Ursinn: keinem Gott glaubend, nur dem Menschen, seiner Kraft, seiner Leistung.‹ Anne Dessau) Die wohl schönste Erinnerung an Hinrich Hanschen ist in Konrad Wolfs Film ›Der nackte Mann auf dem Sportplatz‹ festgehalten, als der Laienkünstler H. (Gerhard Bienert) dem Bildhauer-Freund (Kurt Böwe) eine Skulptur schenkt, die er ›Der Glöckner von Rotterdam‹ nennt und auf die Frage, ob er nicht doch den ›Glöckner von Notre Dame‹ meine, lachend verneint. (›Der Altglienicker‹ 7/96)