Der Plumpengraben ist vielen Altglienickern und Bohnsdorfern vertraut, auch wenn er seinen Kurs weitgehend jenseits großer Straßen nimmt, und wenn er doch mal solche kreuzt, das recht unauffällig
ohne markante Brückenbauten macht. Doch wo kommt er her und wo fließt er hin?
Der Name Plumpengraben leitet sich zunächst einmal von der umgangssprachlichen Bezeichnung im Berliner Volksmund für Pumpe oder „plumpen“ für ‚etwas abpumpen‘ ab.
Der Name „Plumpe“ findet sich in Berlin auch als Bezeichnung des früheren Fußballstadions von Hertha BSC, welches sich von 1924 bis 1974 in Nähe des Bahnhofes Gesundbrunnen im Bezirk Wedding
befand, bis der Verein es aufgrund finanzieller Schwierigkeiten zugunsten komplexen Wohnungsbaus verkaufte. Hier war in der Nähe eine Quelle aus der mineralhaltiges Wasser entsprang. Aus dem
Stadion an der Plumpe wurde kurz die „Plumpe“.
Bei dem Plumpengraben unserer Region handelt sich um einen kleinen Wasserlauf, der unweit der Dorfaue von Zeuthen am Zeuthener See beginnt. Etwas weiter nördlich mündet in Schulzendorf mit
zusätzlichem Wasser der Flutgraben ein. Weiter nördlich strömt er östlich der S-Bahntrasse durch Eichwalde, um schließlich an der Waldstraße Bohnsdorf und damit Berliner Territorium zu
erreichen. Danach schlängelt der Graben sich an der östlichen Bebauungsgrenze Bohnsdorfs zum Grünauer Forst in Richtung Bahnhof Grünau und bildet dabei zumeist die Ortsgrenze zwischen
Bohnsdorf und Grünau, mit einem zwischenzeitlich kleinen Schlenker auf Grünauer Waldgebiet östlich der Lessingstraße, bis er an der Grünauer Straße wieder zum Grenzfließ wird. An der Dahmestraße
führt das Gewässer schließlich westlich des Kablower Wegs und nachfolgend des Grabenwegs durch die dortige Siedlung, markiert die hintere Grenze des Geländes der Schule am Buntzelberg, streift
den Advokatensteig und schließlich die Gründerstraße. Südlich des Restaurant „Rhodos“ unterquert der Plumpengraben die Richterstraße, geht weiter unterhalb des Taut-Centers, bis er auch die
Bruno-Taut-Straße nimmt. Hier ist aus dem wasserführenden Graben ein kleiner Fließ geworden, dessen Wasser öfter still steht. Hier nimmt er etwas nördlich der Straße Am Falkenberg seine weitere
Strecke, Bundesstraße 96a und Bahnaußenring unterquerend, durch weitläufige Kleingartenanlagen. Vor dem Wasserwerk Altglienicke ist er bereits in ein Rohr gewandert und nimmt so auch das Grünauer
Bahnkreuz. Der Plumpengraben kommt wieder kurz vor der Spreetal-Siedlung ans Tageslicht, wo er sich als deutlich erkennbarer Fließ mit einem Kanalbett in Richtung Verlängerte Werderstraße
aufweitet. Kurz vor der Köpenicker Straße fließt er erneut in ein Rohr und wird auch nicht mehr gesehen. Unterirdisch verläuft er als Grenze zwischen den Kleingartenanlagen Neuer Garten und
Semmelweis weiter. In ersterer Siedlung folgt er so dem nichtamtlichen Hechtweg und mündet in Nähe der Altglienicker Brücke am Korkedamm 40 als nicht erkennbares Rohr in den Teltowkanal. Hier
endet auf heutigen Karten der Plumpengraben nach 25 Kilometern.
Doch das war nicht immer so, wie altes Kartenwerk zeigt. Auf der anderen Seite des Teltowkanals ging der Plumpengraben nämlich einst weiter, dort wo sich heute am Ernst-Ruska-Ufer der
Havestadtplatz und die Magnusstraße befinden. Er ging mit einem Bogen durch das heutige Wista-Gebiet über die Rudower Chaussee hinweg weiter am südlichen Rand des späteren Flugplatzes
Johannisthal, der einst Teil der Cöllnischen Heide war, unweit des Eisenhutwegs und folgte dem Verlauf des heutigen Akeleiwegs in Johannisthal. Dort, wo die als gelegentlich als Schleichweg
benutzte Straße eine unasphaltierte Senke hat, deren alternatives Kopfsteinpflaster originär nicht in einer geschwindigkeits-reduzierenden Maßnahme begründet ist, sondern weil der Untergrund
einfach zu morastig ist, schwenkte er nach Norden. Letztlich führte der Plumpengraben über ein Stück entlang der Straße am Flugplatz zu jenem grünen Platz zwischen Alter Segelfliegerdamm/
Winckelmannstraße. Hier am Alten Segelfliegerdamm, wo heute die Firma Favorit sitzt, gab es noch bis zu den 50er Jahren eine Brücke. Danach verlief der Plumpengraben ein Stück östlich der
Winckelmannstraße, querte die Köpenicker Straße (Johannisthal) in Nähe des Segelfliegerdammes, durchschritt einen Grünzug hinter dem Polizeirevier südlich der Trützschlerstraße, verlief genau
hinter der rückwärtigen Fassade des WoBeGe-Komplexes zum Eckgebäude Winckelmannstraße / Sterndamm hin. Das Gebäude wird in seiner Fassade zur Winckelmannstraße hin genau durch den früheren
Wasserverlauf begrenzt, welches nunmehr den Biergarten der Gaststätte “Lindeneck“ freigibt. Dort ging es unter dem Sterndamm weiter an die südliche Grenze des früheren, heute als Döner-Imbiss
genutzten Toilettenhäuschen quer durch das frühere Anwesen der Trützschler-Villa hin zum Wasserwerk Johannisthal. An dieser Stelle mündete der Plumpengraben zusammen mit dem von Rudow kommenden
Wiesengraben in den Kannegraben ein.
Der sich anschließende Kannegraben verlief den Königsheideweg querend entlang der Siedlung Am Alten Fenn durch die Königsheide zur Südostallee, wo es weiter durch das Wohngebiet
Friedrich-List-Straße am Bahnhof Schöneweide ging, wo heute noch zwei Brücken über einen ausgetrockneten Graben erkennbar sind. Hier führte der weitere Weg zum Forsthaus Kanne an der
Rixdorfer Straße, hinter der Friedhofsmauer entlang, dann zur heutigen Schnellerstraße, über das Gelände der heutigen Bundespolizei und Lacufa zum Rodelberg. Schließlich mündete der Kannengraben
am Ende der Baumschulenstraße, dort wo Wasserpolizei und Schwimmhalle sind, in die Spree ein.
Bis in die heutige Zeit hinein ist der historische Verlauf des Plumpengrabens mittels Satellitenbilder gut zu erahnen. Grundstücks- und Gebäudegrenzen wie auch einige Straßen richten sich nach
ihm aus. Weitgehend ist oberhalb des früheren Grabens Bebauung ausgeblieben, was auch mit dem morastigeren Untergrund zu tun hat und wenn erfolgte Häuserbau erst in späterer Zeit.
Doch warum gibt es diesen Abschnitt des Plumpengrabens nicht mehr? Wo ist er verblieben? Man muss wissen, dass der ganze Bereich rund um den Graben im eiszeitlichen Urstromtal liegt und immer
recht feucht war. Das Gebiet war stellenweise sumpfig, weswegen sich Menschen in diesem Raum mit einem Wechsel von Wald und Wiesen spät ansiedelten. Johannisthal ist so erst 1753 entstanden.
Viele Jahrhunderte später als Altglienicke und Bohnsdorf. Im 18. Jahrhundert legten deswegen Menschen auf der Basis eines eiszeitlichen Grabens den Plumpengraben an, um das Land zu entwässern und
nutzbarer zu machen. Er sollte auf eine ganz natürliche Weise das hoch stehende Wasser in Richtung Spree abpumpen. So kam es auch zu dem Namen. Eine Karte von 1762 zeigt bereits den vollen
Verlauf dieses Grabens. Mit dem Bau des Teltowkanals um 1905 herum sank das Bodenwasser deutlich ab und der Plumpengraben begann in dem nördlich des Kanals gelegenen Abschnitt immer mehr
auszutrocknen. Auch das Wasserwerk Johannisthal hatte mit seinen Pumpen zur Wasserförderung Anteil daran. Letztlich interessierte sich niemand mehr für die verbliebene wasserlose Senke. Sie wurde
im Zuge der baulichen Verdichtung schrittweise als störender Einschnitt eingeebnet. 1909 verschwand nachweislich der Abschnitt unmittelbar am damals neu entstandenen Flugplatz Johannisthal. Auch
hier und da vorhandene Brücken wichen, weil sie funktionslos geworden waren. Als Adlershof und Johannisthal wie auch Altglienicke und Bohnsdorf 1920 zu Groß-Berlin kamen, war auf den Karten kein
Plumpengraben mehr verzeichnet. Hundert Jahre später ist der nördliche Plumpengraben, anders als sein bestehender Abschnitt in Altglienicke und Bohnsdorf, nahezu in Vergessenheit geraten.
(Dieser Text wurde von Joachim Schmidt Der Dörferblick zur Verfügung gestellt.)