Das Apothekenhaus wurde im Jahre 1906 im Jugendstil erbaut. Es befindet sich im alten Ortskern in der Grünauer Straße 8 Ecke Normannenstraße, ist also ein Eckhaus und dadurch geradezu
prädestiniert zum Einrichten- nein, nicht einer Apotheke -, sondern einer Kneipe. Altglienicke besaß um 1900 an die 30 Kneipen und Berlin ist ja berühmt für seine Eckkneipen. Die Konkurenz war
groß und als der Wirt gegenüber einen Billardtisch aufstellte, da blieb dem Wirt vom ,,Fidelen Zecher" nichts weiter übrig, als eine Kegelbahn zu installieren.
Wie die Mieter mit dem Lärm zurechtkamen, ist leider nicht überliefert. Als es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung expandierte, gesellten sich in Altglienicke
zu den bäuerlichen Gehöften zwei bis höchstens dreistöckige anmutende Häuser, in denen die Familien der vorwiegend in Oberschöneweide arbeitenden Lohnarbeiter wohnten. So ein Haus ist auch das
Apothekenhaus. Die vorhandenen Häuser aber existieren bis heute, den Krieg haben sie mehr oder weniger beschädigt überstanden, nur der Zahn der Zeit hat ihnen genagt.
Nicht bekannt ist, weshalb der Wirt sein Gewerbe im Haus nur kurze Zeit ausübte. Es zog eine Apotheke ein, und eine Apotheke steht dort bis heute den Altglienickern zu Diensten. Das Haus trägt
also seinen Namen zu Recht.
Das es da einmal eine Kneipe gegeben hatte, überraschte selbst alte Einwohner, als 1996 an die Sanierung des Hauses gegangen wurde. Da kamen die üppigen Stuckarbeiten zum Vorschein, und als die
großflächigen Apothekenschilderentfernt waren, da konnte der verblüffte Altglienicker lesen, dass die Kneipe ,, Zum Fidelen Zecher " geheißen hatte. Und weil die gesamte Fassade in ein Schneeweiß
getaucht worden war, da standen nicht nur die Altglienicker, sondern auch Fremde staunend vor diesem auffallend prächtigen Gebäude.
So steht nun das Apothekenhaus seit einhundert Jahren an seinem Platz. Die schneeweiße Fassade ist in den zurückliegenden Jahren ein wenig nachgedunkelt. Das tut der Schönheit aber nur geringen
Abbruch.