Ein grünes Schild mit gelber Schrift weist an Berliner Straßen die Grenzen von Ortsteilen aus, so auch in Treptow-Köpenick, die natürlich auch anhand von Karten nachzuvollziehen sind. Gerade im Altbezirk Treptow und speziell im südlichen Teil, wo alte dörfliche Strukturen zugrunde liegen, entbrennt immer wieder Streit um Ortsteilgrenzen, so zwischen Altglienicke und Bohnsdorf. In vielen historischen Dokumentationen ist so z.B. die Gartenstadt Falkenberg, die als UNESCO-Weltkulturerbe ausgewiesene Bruno-Taut-Siedlung, klar als Teil der Altglienicker Geschichte ausgewiesen. Heute ordnet sie besagte Schilder Am Falkenberg Ecke Gartenstadtweg dem Ortsteil Bohnsdorf zu. Anders ist es weiterhin kirchlich. Evangelische Christen in der Gartenstadt sind unverändert Mitglied der Gemeinde Altglienicke, auch wenn die Bohnsdorfer das seit Jahren gerne geändert haben wollen, geht es doch auch um Mitgliederzahlen und folgernde Mittelzuweisungen.
In einigen Bereichen erfuhren die offiziellen Grenzen der Ortsteile demnach in jüngerer Zeit Änderungen. Dieses ist als Vorgang dahingehend interessant, weil Ortsteile in Berlin, wovon es aktuell in den 12 Bezirken 96 der Zahl, 15 allein in Treptow-Köpenick gibt, keinen eigenen administrativen Status haben, faktisch nur zur Identitätsfindung ihrer Bewohner auf dem Papier existieren, die sich dann Altglienicker, Bohnsdorfer oder Grünauer nennen dürfen, anstelle Treptow-Köpenicker oder Berliner.
Die Untergliederung der einst 20, dann 23, seit 2001 schließlich 12 Verwaltungsbezirke in Ortsteile beruht auf dem nach wie vor geltenden Groß-Berlin-Gesetz von 1920, welches unter § 29 Abs. 1 amtlich regelt: „Durch übereinstimmenden Beschluß der Bezirksversammlung und des Bezirksamts kann mit Genehmigung des Magistrats ein Verwaltungsbezirk in Ortsbezirke (§ 60 der Städteordnung) eingeteilt werden.“ Geändert hat sich durch die Verfassung von Berlin nur einiges an der Terminologie. Die Bezirksversammlung wurde zur Bezirksverordnetenversammlung, der Magistrat zum Senat und die Ortsbezirke zu Ortsteilen. Das Ortsbezirke, später Ortsteile in Berlin überhaupt mal amtlich geregelt wurden (manche deutsche Großstädte kennen zwar ihre historischen Dorfbezeichnungen, weisen sie aber unterhalb ihrer jetzigen Gebietsstrukturen überhaupt nicht aus), ist der Entstehungsgeschichte Groß-Berlins geschuldet.
Um die Zustimmung der Menschen in den einst kleinen, relativ selbständigen Einheiten für eine Millionenstadt und relativ große und künstlich geschnittene Verwaltungsbezirke (Altglienicke z.B. war immer eng mit Köpenick verbunden, hatte aber nie etwas mit Treptow zu tun) zu gewinnen, war ursprünglich noch eine tiefere Ebene eingeplant. Mit dem Groß-Berlin-Gesetz wurden vor 95 Jahren bisherige Land- und Stadtgemeinden, damit lange eigenständige Städte und Dörfer durch die Eingemeindung in Berlin deswegen zu Ortsteilen. Jeder dieser Ortsteile verfügte anfangs über eine Ortsstelle, ein Dienstgebäude, wo verschiedenste kommunale Aufgaben (z.B. Standesamt) wahrgenommen wurden. Dazu gehörte auch als bürgerschaftliche Vertretung ein Ortsbeirat. Schon wenige Jahre später schaffte man dieses wieder ab. Die Ortsteile waren nunmehr funktionslos.
Was 1920 territorial als Ortsteile festgelegt wurde, spiegelte im Wesentlichen die im Mittelalter entstandene Siedlungsstruktur der alten Dörfer und Gemeinden wider. Historisch unterstanden lange diese Dörfer der Herrschaft eines Adligen oder Gutsverwalters, in dessen Gebiet Bauernfamilien das Land bewirtschafteten und dafür ihre Abgaben entrichteten. Wurden Ländereien anfangs vom Adel nur treuhänderisch zur Nutzung verliehen, erwarben über die Jahrhunderte hinweg zu Wohlstand gekommene Bauern selber Land. Neben dem bebauten Siedlungsgebiet eines Dorfes zählten all jene außerhalb gelegenen Flächen zum Territorium eines Dorfes hinzu, welche von den darin lebenden Familien land- oder forstwirtschaftlich betreut wurden. Dabei wird vom Begriff der „Gemarkung“ gesprochen, einem zu einer jeweiligen Siedlung (Dorf, Gemeinde, Stadt) gehörigen „Grundstücksverband aus einer größeren Zahl von in der Regel zusammenhängenden Grund- und Flurstücken“.
So reicht Altglienicke sehr weit südlich Richtung Schönefeld, da die Fläche auf der nunmehr das Kosmosviertel steht, als Ackerboden der Bauernfamilie Hannemann gehörte, die in der heutigen
Semmelweisstraße ihr Gehöft hatte, somit das Gebiet dieser Gemarkung zugeordnet war. Die Gemarkungen waren ursprünglich nicht immer territorial zusammenhängende Gebilde. Es konnte sein, dass
einzelne Flurstücken (Parzellen) dazwischen aufgrund entsprechender Besitzverhältnisse zu einem anderen, benachbarten Dorf zählten, es somit Enklaven und Exklaven gab. Die im Forst Grünau
befindliche Krumme Lake, ein langgestrecktes, heute geschütztes Feuchtgebiet mit Fließ nahe der Gaststätte Hanffs Ruh, war z.B. bis zum 18. Jahrhundert zu (Alt-) Glienicke zugehörig, nicht zum
umliegenden Grünau. Später gab es sogenannte Flurbereinigungen, um klar abgegrenzte, zusammenhängende Territorien ohne Unterbrechungen und Lücken zu erreichen.
Das in Treptow an der Insel der Jugend bzw. Abteiinsel heute noch das Wappen von Neukölln bzw. Rixdorf die Brücke ziert, ist so damit erklärt, dass die Spreeinsel bis 1920 eine Enklave war.
In unserer Region war die Flurbereinigung im 19. Jahrhundert abgeschlossen, so dass sie als Summe aller Eigentumsverhältnisse innerhalb der Dörfer jene Gemarkungen als Ortsgebiete ergaben, die
man heute noch erkennen kann. Auf historische Bezüge wird bis heute nicht verzichtet, so werden die Flurstücke im Liegenschaftskataster des Bezirksamtes, wie auch bei Bebauungsplänen zu erkennen,
ausgewiesen wie eh und je. In Altglienicke wird bei der Nummerierung der Flächen unverändert von der „Gemarkung Glienicke“ gesprochen, wie das Dorf vor über 250 Jahren hieß.
Nebst den früheren Flurbereinigungen gab es in die neuere Zeit hinein immer wieder Bemühungen von Ämtern Ortsgrenzen zu korrigieren. Beliebt ist dabei, sich an „natürlichen“ Grenzen zu
orientieren, um geographische Barrieren in einem zusammenhängenden Territorium zu vermeiden.
Die wohl älteste Änderung ist die Nordgrenze von Altglienicke, hinter der sich die Gemarkung Cöpenick anschloss (Adlershof und Johannisthal sind ja Produkte des 18. Jahrhunderts). Auch alten
Karten zufolge reichte das Dorf Glienicke in dieser Richtung nie allzu weit um seinen Siedlungsmittelpunkt mit der Kirche hinaus. Früher markierte der sich durch die Landschaft schlängelnde
Plumpengraben die nördliche Gemeindegrenze. Etwa dort, wo das freistehende Haus Köpenicker Straße 6 steht, begann und endete folglich der Ort. Mit dem Bau des Teltowkanals um 1905 herum wurde die
Grenze dorthin verlegt und entstand entlang der südlichen Uferkante der schön geradlinige Verlauf.
Nach der Eingemeindung 1920 war eine weitere Zäsur das Jahr 1938, wo in ganz Berlin Bezirks- und Ortsteilgrenzen massiv verändert wurden, um sie verstärkt an natürlichen Gegebenheiten wie
Wasserläufen, Bahnstrecken und Straßen zu orientieren. Altglienicke, welches historisch immer viel mit Köpenick und auch Bohnsdorf zu tun hatte, kam 1920 zum Verwaltungsbezirk Treptow, wohingegen
neben Grünau auch Bohnsdorf zum Verwaltungsbezirk Köpenick geschlagen wurde. Dieses wurde 18 Jahre später nun revidiert, denn im Austausch gegen Oberschöneweide wechselte Bohnsdorf zu Treptow. In
diesem Zuge kam es im Umfeld des Bahnhofes Grünau zu einigen Korrekturen der Ortsteilgrenze zwischen Grünau und Bohnsdorf. Zuvor lag nicht nur der Bahnhof komplett auf Grünauer Gebiet, sondern
auch die von Eisenbahnern bewohnte Eigenheimsiedlung entlang Gründerstraße, Grabenstraße und Kablower Weg. Da künftig das reine Bahngelände zwischen den Bezirken Treptow und Köpenick trennen
sollte, wurde die besagte Siedlung nach Bohnsdorf umgemeindet.
Eine recht kleine und vor allem hier unauffällige Grenzänderung erfolgte 1988 im Rahmen eines Gebietsaustauschs zwischen der DDR und West-Berlin, wo ein kleines im Grenzstreifen gelegenes
Flurstück von Altglienicke nach Rudow „rüber machte“. Es lag im früheren Kreuzungsbereich Rudower Straße/ Rudower Chaussee/ Köpenicker Straße nahe der ehemaligen Wredebrücke und wurde von der
dort einst ansässigen Firma Eternit zur besseren Werkserschließung gebraucht. Heute steht auf dem von Altglienicke „verlorenen“ Areal ein Holzkraftwerk.
Richtig zur Sache mit territorialen Veränderungen ging es dann 1997, als das Bezirksamt Treptow an eine umfassende Veränderung von Ortsteilgrenzen im gesamten Bezirk heranging. Es entstand ein
neuer Ortsteil Plänterwald, das erst 1938 von Neukölln-Britz zu Treptow gegangene Späthsfelde „wanderte“ von Johannisthal nach Baumschulenweg und das Areal beiderseits der Rudower Chaussee einer
Hälfte des früheren Flugplatzes Johannisthal von ebendem nach Adlershof.
Darüber hinaus wurde die historisch gewachsene, aber bereits 1938 schon begradigte Grenze zwischen Altglienicke und Bohnsdorf verändert, welche einst auch Bezirksgrenze zwischen Treptow und
Köpenick war. Bis dahin verlief diese im Westen von der Bohnsdorfer Chaussee (Schönefeld) kommend ab Höhe Kirschweg entlang des Weidenweges (der vor dem Bau von Bundesstraße 96a und Autobahn sich
nach Osten bis zur Paradiesstraße/ Bohnsdorfer Kirchsteig fortsetzte), dann weiter Theodor-Körner-, Buntzel- und Richterstraße zum Bahnhof Grünau. Damit war das Areal rund um das Krankenhaus
Hedwigshöhe, die alte und neue Gartenstadt Falkenberg, ja auch die Schmiede Kühn und der Sportplatz am Buntzelberg, bis 1997 noch zu Altglienicke zugehörig. Das Bezirksamt beschloss, dass die
Grenze künftig entlang der Bundesstraße 96a, der Straße Am Seegraben, verlaufen sollte. In der Konsequenz wurde auch das mit der Bohnsdorfer Postleitzahl 12526 versehene Neubaugebiet am S-Bhf.
Grünbergallee mit den Straßen Schwalbenweg und Schützenstraße, die einst einem Bohnsdorfer Bauern gehörende „Schützenwiese“, Altglienicke zugeschlagen, obwohl es jenseits der S-Bahntrasse liegt
und der Ortskern Bohnsdorf nur wenige Minuten entfernt ist. Hingegen bedarf das „restliche“ Altglienicke zu erreichen in der Regel einen Umweg über Schönefelder Territorium. Hier wird es wohl
lange dauern, bis man sich als Altglienicker fühlt, zumal die Hälfte dieses Neubaugebietes auch noch zu Schönefeld zählt.
Das Bezirksamt begründete 1997 seine Veränderungen der politisch-administrativ recht bedeutungslosen Ortsteilgrenzen zum einen mit der Schaffung vergleichbarer statistischer Einheiten, wozu eine
Anpassung an geographisch trennenden Gegebenheiten vorteilhaft ist, zum anderen unterschiedlichen Wahrnehmungen der betroffenen (aber oft später hinzu gezogenen) Bewohner, wozu sie eigentlich
gehören. Auf der „anderen Seite“ des Falken- oder Buntzelberges, in den Straßen am Krankenhaus Hedwigshöhe, sahen sich etliche mehr als Bohnsdorfer, denn als Altglienicker. Der Bohnsdorfer
Ortskern lag schließlich fußläufig nahe, während das historische Zentrum Altglienickes fern war. Dass es als Landbesitz überhaupt zu Altglienicke gehörte, hängt natürlich geschichtlich damit
zusammen, dass es neben dem Dorf auch ein weit im Osten liegendes, aber immer zum Ort gehöriges Vorwerk Falkenberg gab, das noch in dem wieder restaurierten Gutshaus in der Richterstraße
erkennbar ist. Dieses Vorwerk Falkenberg hatte als landwirtschaftlicher Gutsbetrieb seine eigenen Flächen um die Anhöhe herum. Aus diesen heraus entstand um 1900 herum als Villenvorort die
Ortslage Falkenberg. Ortslagen stellen in mehreren Berliner Ortsteilen noch mal ein Gebilde darunter da, so etwas wie ein Ort im Ortsteil. In unserem Bezirk gelten als weitere Ortslagen z.B.
Karolinenhof, Späthsfelde oder Wendenschloß. Ortslagen gemein ist, dass sich abseits von Zentren eine separate geschlossene Siedlung entwickelt hat, die gemeindeähnlich ist, aber nie
eigenständige Gemeinde war und in der Regel kein eigenes Ortszentrum entwickelt hat. Manche Ortslagen wurden trotzdem aber auch später von Bezirksämtern in den Status eines Ortsteils erhoben, so
z.B. Plänterwald. Auch solches spiegelt sich wieder. Eindeutiger ist es jedenfalls nach 1997 nicht geworden mit den Ortsteilgrenzen. In einem gibt es die Ortsteile jedoch über das namentliche
wieder: wenn alljährlich in Einwohnerversammlungen über Kiezkassen, über die Verteilung eines vierstelligen Budgets entschieden wird. Auch das ist was.
(Text wurde von Joachim Schmidt vom Dörferblick zur Verfügung gestellt.)
Am 27. Mai 1975 bezog ich (Karin Raschke) mit meiner Familie eine Wohnung in Berlin-Bohnsdorf, im Schwalbenweg, wie die damalige Adresse offiziell lautete. In dieser Wohnung lebte ich seit
nunmehr 35 Jahren. Aus Berlin-Bohnsdorf wurde 1183 Berlin-Bohnsdorf, später 12526 Berlin. Vor 35 Jahren gehörte der im südlichsten Zipfel des Berliner Stadtbezirkes Treptow-Köpenick gelegene
Schwalbenweg zum Ortsteil Bohnsdorf , und die Adresse der in die Hochhäuser einziehenden Bewohner lautete entsprechend.
Die Ortsteilgrenze zwischen Bohnsdorf und Altglienicke verlief am Altglienicker Weidenweg, wo die Bebauung damals an weite Felder grenzte. Nach Entstehung des Köllner Viertels in Altglienicke
wurde zu Diskussionen aufgerufen, in deren Folge man die Grenze der Ortsteile zugunsten Altglienickes an den Verlauf der B96a verlegte. Dies beschloß das Bezirksamt Treptow am 9. Sept. 1997, und
es wurde im Berliner „Amtsblatt“ Nr. 6 vom 30.Jan.1998 verkündet.
(Briefantwort vom Bezirksamt: Die Änderung der Ortsteilgrenze zw. Altglienicke und Bohnsdorf hat das Bezirksamt Treptow am 09. September 1997 beschlossen, nachdem
der Bezirksbürgermeister Michael Brückner und der Baustadtrat Dr. Schmitz im Grußwort auf der damaligen Bezirkskarte die Treptower Bürger aufgefordert hatten, ihre Meinung dazu mitzuteilen.
Veröffentlicht wurde die Änderung der Ortsteilgrenzen (es waren mehrere Ortsteile betroffen) im Amtsblatt Nr. 6 vom 30.01.1998. Sie wohnen seit dem im Ortsteil Altglienicke mit der postalischen
Zuordnung 12524).
Vielen Bewohnern der Hochhäuser und vermutlich auch der 10 Jahre später erbauten Fünfgeschosser im Schwalbenweg entgingen Informationen über diese Veränderung. Sie fühlen sich bis heute zu
Berlin-Bohnsdorf gehörig. Im Frühjahr 2010 wurden durch das zuständige Straßenbauamt von Treptow-Köpenick neue Ortsteilschilder angebracht. Seitdem hängt zu Beginn des Schwalbenweges in Höhe des
S-Bahnhofes Grünbergallee an einem Laternenmast das grüne Ortsteilschild „Altglienicke“.
Anfang Mai 2010 erklärte ein nächtlich aus Zeesen gerufener Notdienst für medizintechnische Geräte, sein Navigationsgerät kenne keinen Schwalbenweg mit der PLZ 12526. Nach zeitraubenden
Rückfragen fand der Fahrer des Wagens den Weg schließlich über den Schönefelder Teil des Schwalbenweges. Ende Mai 2010 wurde vom diensthabenden Mitarbeiter des Rettungsdienstes 112 erklärt,
Schwalbenweg 12526 gäbe es nicht, das sei Altglienicke mit der PLZ 12524. Gleiches erklärte der Mitarbeiter des zentralen Taxirufes 44 33 22 kurze Zeit darauf.
(Briefantwort von Frau Raschke : Daß wir uns als zu Altglienicke gehörig zu sehen haben, nehme ich zur Kenntnis. Daß unsere Postleitzahl damit 12524 lautet, kann
nicht stimmen. Das Postleitzahlverzeichnis „Die Postleitzahlen“, 2. Aufl., Stand Mai 2005, verzeichnet auf Seite 215 „Schwalbenweg (Bohnsdorf) 12526“ - und so erreicht uns die Post heute noch.
Auf Nachfrage erklärte unsere Postbotin, mit 12524 für Schwalbenweg oder Schützenstraße adressierte Sendungen mit Zustellungsurkunde müsse sie im Prinzip zurückgehen lassen, da diese PLZ falsch
sei. Da sowohl die per PIN-Post übersandten Karten, wie auch eine nach Adlershof probeweise mit 12524 adressierte Grußkarte, uns pünktlich erreichte, sind wir froh, daß es mit Sicherheit immer
noch praktisch handelnde Zusteller gibt, die höheren Ortes nicht durchdacht zu Ende geführte Verwaltungsentscheidungen nicht allzu ernst nehmen.)
Anders verhält es sich aber mit den in meiner Anfrage geschilderten Erlebnissen in Notsituationen, wo es um Minuten für Gesundheit und Leben gehen kann, wenn über die für uns postalisch immer
noch geltende PLZ diskutiert werden muß, da die auf der technischen Entwicklung basierenden Navigationsgeräte 12526 für den Schwalbenweg diese einfach ignorieren.
Die Anfrage beim Verkehrsamt des Stadtbezirkes Berlin-Treptow-Köpenick ergab die o. g. Fakten der Grenzveränderung vor nunmehr 12 Jahren und die Feststellung, daß die Bereiche der Postleitzahlen
sich nicht mit den Ortsteilgrenzen decken müssen. Die Post hat eigene Kriterien für die Zustellung zu beachten. Bei der Grenze zwischen Bohnsdorf und Altglienicke betrifft dies die Autobarriere
S-Bahn. Die PLZ 12524 gilt bis zur Bohnsdorfer Chaussee/Grünbergallee, die PLZ 12526 für den Schwalbenweg und Schützenstraße.
(Briefantwort vom Bezirksamt: Die Postleitzahlen und damit die Postleitzahlbereiche wurden und werden von der Post festgelegt, um die Zustellung optimal zu
organisieren. Sie sind nicht immer identisch mit den Ortsteilgrenzen. Die Gemeinde Schönefeld hat z.B. eine Berliner Postleitzahl. PLZ und PLZ-Bereiche werden in amtlichen Karten nicht
dargestellt. Die Grenze zwischen den PLZ-Bereichen 12524 und 12526 war und ist die S-Bahn, d.h. die Deutsche Post hatte den westl. Teil der Grünbergallee und den Weidenweg (ehem. auch OT
Bohnsdorf) dem PLZ-Bereich 12524 und den Schwalben- und Schützenweg dem PLZ-Bereich 12526 zugeordnet. Für die Postzustellung bildet die S-Bahn offenbar eine Grenze. Nach der Ortsteilgrenzänderung
1997 hat die Post die PLZ-Bereiche nicht geändert (Vergleich mit PLZ-Verzeichnis von 1993). Zum Beispiel wird im ADAC Stadtatlas (8. Auflage, 2008/09) die Grenze zw. den PLZ-Bereichen an der
neuen Ortsteilgrenze (entlang der 96a) und im Falk Stadtatlas (11. Auflage) an der S-Bahn dargestellt. Die Verlage sind für den Inhalt der Stadtatlanten selbst verantwortlich. Die Verwaltung
übernimmt keine grundsätzliche Korrekturlesung. Die Navigationsgeräte-Hersteller nutzen meist Karten von Verlagen. Ich werde die Redaktion vom ADAC Stadtatlas in Ostfildern darüber informieren,
dass die Grenze zw. den PLZ-Bereichen 12524 und 12526 in ihren Karten berichtigt werden muss. Eine Information an alle Verlage und Navigationsgerätehersteller übersteigt das Aufgabengebiet der
Verwaltung. Da Sie nicht wissen, welche Kartengrundlage im Navigationsgerät des Notarztwagens oder des Taxiunternehmens enthalten ist, sollten Sie beide Postleitzahlen angeben.
Unser hiesiges Problem sei in Baumschulenweg/Plänterwald/Treptow oder Johannisthal/Adlershof ähnlich aufgetreten, die Einwohner hätten oft andere Wünsche und Empfinden der Zugehörigkeit, als durch Verwaltungen aus höherer Sicht entschieden. Zu meiner Frage, warum erst im Jahr 2010 Jahr die Ortsteilschilder neu angebracht worden sind, konnte man mir keine klare Antwort geben. Die Aktivitäten der Heimatforscher und der entstehende Lokalpatriotismus hätten aber einen entscheidenden Anteil am größeren Interesse daran zu wissen, wo die Grenzen verlaufen. Auf Nachfrage beim zuständigen Tiefbauamtes teilte man mir mit, daß dieses auf einen Magistratsbeschluß zurückzuführen und 2009 für alle Berliner Ortsteile realisiert worden sei.
(Die Bilder und die Texte stammen von Frau Karin Raschke und wurde mir zur Verfügung gestellt. Die Texte in Blau sind Briefantworten vom Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin sowie von Karin
Raschke. Eventuelle Namen von Privatpersonen wurden rausgenommen. Die Texte sind etwas gekürzt. Die beiden Stadtplanansichten wurden von mir bearbeitet, so das eine bessere Darstellung der
Ortsteilgrenze zu sehen ist.)
Beim Karfreitagsspaziergang 1976 stellen sich die glücklichen Bewohner ihrer neuen Umgebung vor. Die Jahre verflossen schnell, besonders erkennbar zu Zeiten der Jugendweihen der Söhne. Unter
großem Einsatz unseres Nachbarn begann die „Begrünung“ ab 1975 und gedieh in der Folgezeit prächtig. Die Trauerweide am Hauseingang wurde zum Wahrzeichen. Nach 10 Jahren ruhigen Wohnens bei immer
noch fortgesetzter Bestellung der umliegenden Felder und Pflege der Baumschulenreste zwischen Loggien und Fernstraße, in denen sich Fuchs und Hasen beobachten ließen, begann 1985 eine oft mehr
als anstrengende Zeit des Baugeschehens mit Lärm und Dreck:
1985-1986 entstanden die Fünfgeschosser Schützenstraße und Schwalbenweg. Am 12.04.1987 ergab sich der Blick auf Garagen, Kindergarten und H-Baracken vor den Hochhäusern Schwalbenweg 17-18 u.
9-10.
Der Bau der Wohngebietsgaststätte zog sich von August 1985 bis zur Eröffnung am 23.12.1988 hin. Als lange entbehrter Ort für geselliges Zusammensein vielfacher Art wurde sie empfunden und
genutzt. Ihre Bestimmung als Wahllokal zur Volkskammerwahl am 18.03.1989 könnte im Nachhinein als Orakel ihres Endes gedeutet werden. Die Schließung und der Umbau zu Ladengeschäften für NETTO und
Seifenladen mit Krimskrams sowie Bäckerladen erfolgte ab 1990/1991. Die verbliebene kleine Gaststätte „Jet-Stop“ mußte wegen häufiger Einbrüche und Vandalismus von der Betreiberin aus Schönefeld
im Okt. 1995 aufgegeben werden. Vom letzten Mieter, „Dahlback“ wurde sie im Jan. 2010 verlassen. Die Konsumkaufhalle auf Schönefelder Gebiet entstand ca. 1974-1975. Kurz vor unserem Einzug war
sie eröffnet worden. Der Umbau zum „Dienstleistungswürfel“ erfolgte nach langem Leerstand 1988. Die Schließung ergab sich mit dem Ende von SERO nach 1990. Der Abriß ließ bis Dez. 1998 auf sich
warten. Die große Simulatorhalle des Lufthansatrainingszentrums entstand 2005-2006 auf ihrem Platz. Der Neubau einer Konsumkaufhalle am S-Bahnhof Grünbergallee wurde von Mai bis Oktober 1986
beobachtet. Für die Grundversorgung mit Lebensmitteln und Haushaltsutensilien bot sie die erwartete Verbesserung für die Bewohner des Schwalbenweges, die aber weiterhin alle übrigen Einkäufe
allenfalls im eigentlichen Ort Bohnsdorf oder in Berlin tätigen mußten.
Diese Kaufhalle wurde ab 1991 nacheinander von den Supermarktketten TIP, PLUS und NETTO übernommen und jeweils nach deren Vorstellungen umgebaut. Kleinere Geschäfte im Seitentrakt konnten sich
nicht halten. Der „Schützengrill“ wurde von einem Teil der Bevölkerung als Kiezkneipe angenommen. Den freien Ausblick von der Loggia zum Flughafen Schönefeld verhinderte die ca. 1976 erbaute
Betriebsschule (BBS) der Interflug leider zu bald. Der Bau der Betriebsakademie (BAK) - des späteren Trainingzentrums (TZ) - der Interflug ließ sich von 1986 bis 1988 aus nächster Nähe beobachten
und fotografisch dokumentieren. Das Gebäude schränkte die Aussicht von der Loggia zwar weiter ein, und von der Möglichkeit gegenseitiger Einsichtnahme in abendlich erleuchtete Räume durfte man
sich nicht schrecken lassen, wollte man sich nicht hinter Vorhängen verbergen, aber die kulturvolle Gestaltung des Foyers und des äußeren Erscheinungsbildes der neuen Institution der Interflug in
Erinnerung an Otto Lilienthal war beeindruckend. Die Aufstellung der IL 62 als Symbol für die Bedeutung dieser Stätte der Pilotenausbildung wurde zum nächtlichen Spektakel für alle, die durch den
Buschfunk rechtzeitig davon erfahren hatten. Nach Übernahme durch die Lufthansa wurde das Trainingszentrum ab 1991 umgebaut und bis ca. 2009 durch Anbauten erweitert.
Der Umbau des S-Bahnhofes Grünbergallee zog sich von 1988 bis 1992 hin. Aus dem Lehrlingswohnheim der Interflug im Schwalbenweg 17-18 entstand ab 1991 das „Aparthotel“. Nach mehrfachem
Eigentümerwechsel firmiert es ca. seit 2008 als „Airport-Hotel Leonardo“. Die nach Melli Beese benannte Terrasse wurde bis 2009 erweitert. Die Hausarztpraxis Thymian mußte im Oktober 2008 ihre
Räume im Aufgang B des Hauses aufgeben, da sie dem Hotelbetrieb im Wege war. Die Sanierung der Interflug-Wohnhochhäuser auf Schönefelder Gebiet (Schwalbenweg 9-16) erfolgte ca. 1996-1997 mit
Wärmedämmung und Erneuerung der Loggien sowie ansprechender Fassadengestaltung. Die Wohnungen der Berliner Häuser im Schwalbenweg erfuhren 1997 mit Erneuerung der Sanitär-, Heizungs- und
Elektroinstallation eine gründliche Sanierung. Infolge Eigentümerwechsels unterblieb die Fortsetzung der geplanten Arbeiten zur Wärmedämmung und Loggienerneuerung. Endlich ist die Wärmedämmung
und Loggienverfestigung sowie Instandhaltungsarbeiten an den Fluren und Treppenhäusern für August bis Novemer 2010 angekündigt. Der Baumarkt „Hornbach“ wurde Anfang der 90er Jahre des 20. Jh.
errichtet und in mehreren Etappen stark erweitert. Der Tankstellenbau 2000 bis 2001 an günstigem Standort erfüllte die Forderungen des rasant gestiegenen Autoverkehrs. Das Gewerbegebiet
„Bohnsdorf West“ mausert sich im Gefolge des Großflughafens BBI „Willi Brandt“ zur Großbaustelle der nächsten Jahre.
1975 lud der nahe gelegene „Bauernsee“ noch zum Baden nach des Tages Arbeit ein. Durch Einleitung von Abwässern verkam er in der Folgezeit zur Kloake. Spaziergänge im umgebenden Miniwald waren
immerhin noch möglich. Nach 1990 begann die Renaturierung. Trotz der Verunglimpfung der „Plattenbauten“ als „Wohnsilos“ oder „Klein-Manhattan“ lebte und lebt es sich in den hellen, guten
Wohnungen der Hochhäuser des Schwalbenweges, die zu DDR-Zeiten als Luxus-Wohnungen galten, sehr gut. Daß auch hier der Blick auf die Schönheiten der Natur möglich war und ist, sollen die Fotos
unter dem Aspekt der Ausblicke dokumentieren. Was am Himmel über uns sonst noch geschah, und gelegentlich wieder geschehen wird, sagt das Kürzel „ILA“. Spaziergänge im engen Bereich von
Schwalbenweg und Schützenstraße machen die Jahreszeiten zu besonderen Erlebnissen bei der Beobachtung von Veränderungen des Wohngebietes. Auch wir sind alt geworden - und grüßen herzlich zum Ende
35-jähriger guter Nachbarschaft.
Ursprüngliche Fotos: Herr Raschke und Karin Raschke ,Reprografie u. Zusammenstellung: Karin Raschke
(Diese Zusammenstellung wurde vorläufig in den Fototeil zum Kapitel Berlin-Bohnsdorf eingefügt. Sie entstand als Abschiedsgeschenk für unseren Nachbarn, der nach 35 Jahren gemeinsamen Wohnens
auszog, um nach Reinickendorf zu ziehen. Dort verstarb er , wie wir nachträglich erfuhren.)